seilbahn.net | Themenbereiche | Tourismus/Gastro | 2020-02-07

WIFO: Tourismusanalyse November bis Dezember 2019

Nachfrage steigt zu Beginn der Wintersaison 2019/20 deutlich an

Im November und Dezember 2019 konnte der österreichische Tourismus mit neuen Höchstwerten zum Start der Wintersaison aufwarten (Ankünfte +3,0%, Übernachtungen +4,5%, Umsätze nominell +5,5%) und damit das Ergebnis des Vorjahreszeitraumes noch deutlich übertreffen.

Diese Zuwächse wurden erzielt, obwohl für den alpinen Wintertourismus eher ungünstige klimatische Bedingungen herrschten: Die Durchschnittstemperatur lag in den ersten beiden Wintermonaten deutlich über dem langjährigen Mittel 1981/2010, dadurch zählten sowohl der November als auch der Dezember zu den jeweils 15 wärmsten Vergleichsmonaten der 253-jährigen Messgeschichte. Im Süden Österreichs wurden im November starke Schneefälle verzeichnet, in den übrigen Bundesländern variierten die Niederschläge dagegen je nach Seehöhe und Region, sodass sich nicht überall eine ausreichende natürliche Schneedecke bildete. Die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in die Beschneiungsinfrastruktur machten sich jedoch bezahlt, sodass vielerorts die Ausübung von Wintersportaktivitäten ohne erhebliche Einschränkungen möglich war. Die Nächtigungsnachfrage in den alpinen Bundesländern, insbesondere in Salzburg und Tirol, stieg erheblich (+6,8% bzw. +5,7%). Gleichzeitig erhöhte sich die Nachfrage nach Aktivitäten jenseits des Wintersports: Davon profitierte vor allem das Burgenland (+7,3%) mit seinen Thermenstandorten, etwas abgeschwächt auch die Steiermark (+2,7%). Der Städtetourismus konnte als jahreszeitlich unabhängige Alternative diesmal nicht ganz mit den auf Wintertourismus spezialisierten Bundesländern mithalten (Wien +3,5%), ausgehend jedoch von einem sehr hohen Vergleichsniveau 2018 (Wien +16,7%, Österreich insgesamt +8,0%).

Insgesamt ergeben die derzeit noch auf einer Hochrechnung von Statistik Austria beruhenden Daten für Österreich eine Zunahme der Zahl der Gästeankünfte um 3,0% im ersten Drittel der Wintersaison 2019/20 (Übernachtungen +4,5%). Damit wurden jeweils neue historische Höchstwerte für diesen Zeitraum erreicht: bei den Nächtigungen das dritte Jahr in Folge (auf ein Volumen von 17,39 Mio.) und bei den Ankünften durchgehend seit 2011 (auf aktuell 5,93 Mio.).

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,93 Nächtigungen pro Gast (+1,5%) erhöhte sich wie schon im Analysezeitraum des Vorjahres (+2,0%) leicht. Der langjährige Trend zu kürzeren, häufigeren, Reisen wurde damit einstweilen unterbrochen: In den vergangenen 25 Jahren ging die Aufenthaltsdauer insgesamt um etwa eine Nacht bzw. ein Viertel zurück. Eine dauerhafte Umkehr dieses Trends ist nach derzeitiger Einschätzung aber nicht zu erwarten. 

Die Zuwächse bei Ankünften und Nächtigungen in den ersten beiden Monaten der Wintersaison 2019/20 führten nach einer ersten Schätzung [1] des WIFO auch zu einem Wachstum der touristischen Gesamteinnahmen auf einen nominellen Wert von 4,15 Mrd. € und damit auch einnahmenseitig zu einem neuen Höchstwert. Darin enthalten sind auch die aus dem Tagestourismus resultierenden Einnahmen. Schätzungen zur Veränderung der Zahl der Tagesgäste sind mangels Daten jedoch nicht möglich. Der Zuwachs der Gesamteinnahmen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 beträgt 5,5% (preisbereinigt +2,7%).

Auf regionaler Ebene der Bundesländer zeigte sich die Entwicklung der Tourismuseinnahmen zwar unterschiedlich, aber durchwegs positiv: Überdurchschnittlich stiegen die nominellen Umsätze im November und Dezember 2019 im Burgenland (+8,0%), in Salzburg (+7,5%), Tirol (+6,8%) und Wien (+6,0%), ebenso erhöhte sich die Zahl der Nächtigungen in den drei erstgenannten Bundesländern kräftig. Vorarlberg (+3,4%), die Steiermark und Kärnten (je +3,2%) sowie Ober- (+2,8%) und Niederösterreich (+2,6%) verbuchten zu laufenden Preisen ebenfalls recht deutliche Einnahmensteigerungen.
Die Nächtigungsnachfrage der internationalen Reisenden entwickelte sich in den ersten beiden Wintermonaten 2019/20 dynamischer als jene aus Österreich (+5,4% im Vergleich zu +2,2%). Das internationale Gästesegment generierte mit einem Anteil von 72,5% bzw. 12,60 Mio. Nächtigungen auch den Großteil der Nachfrage (im nächtigungsstärksten Bundesland Tirol lag der Anteil bei 91,5%, im Burgenland hingegen nur bei 12,1%).

Unter den ausländischen Herkunftsmärkten gab es im November und Dezember 2019 die höchsten relativen Nachfragezuwächse bei Nächtigungen aus Dänemark (+15,6%, Marktanteil 1,0%), Niederlande (+12,4%, Marktanteil 8,4%), Schweden (+10,3%, Marktanteil 0,6%), Polen (7,8%, Marktanteil 2,1%) und den USA (7,3%, Marktanteil 2,3%). Deutschland als wichtigster Quellmarkt im österreichischen Tourismus (Marktanteil 46,5%) entwickelte sich dagegen mit einem Nächtigungsplus von 4,4% etwas unterdurchschnittlich. Gäste aus dem Vereinigten Königreich (Marktanteil 3,9%) nächtigten um +1,8% häufiger in heimischen Beherbergungsbetrieben, aus der Schweiz und Liechtenstein um +0,6% (Marktanteil 3,8%). Während die Nachfrage von Reisenden aus Russland das Ergebnis von 2018 nur knapp verfehlte (–0,2%, Marktanteil 1,4%), ging die Zahl der Nächtigungen aus Italien deutlich zurück (–7,4%, Marktanteil 3,4%).

Im Vergleich der unterschiedlichen Unterkunftsarten erzielten in der Wintervorsaison 2019/20 erneut die Ferienwohnungen besonders starke Nächtigungssteigerungen (gewerblich +11,9%, privat +7,2%). Die Hotellerie entwickelte sich insgesamt unterdurchschnittlich (+3,5%), nur das 5/4-Stern-Segment expandierte mit +5,5% dynamischer als im Mittel aller Unterkünfte (3-Stern +0,3%, 2/1-Stern +0,9%). In den übrigen Unterkünften (Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, sonstige Unterkünfte) stieg die Nächtigungsnachfrage von November bis Dezember 2019 zusammen um +3,6%.



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