seilbahn.net | Themenbereiche | Tourismus/Gastro | 2020-03-04

Faszinatour: Wintersportlocations für die schneefreie Zeit attraktivieren

Werner Vetter, faszinatour GmbH

Outdoor-Dienstleister „faszinatour“ aus Immenstadt (D) realisiert seit über 30 Jahren Hochseilgärten, Zip-Lines und andere Sommerattraktionen. Der Profi GF Werner Vetter leistet aber auch produktunabhängige Projekt-Beratung. Seiner Meinung nach erreicht der alpine Sommertourismus jetzt eine neue Stufe, da ein Umdenken in der Branche eingesetzt hat.

Interview MountainManager

„Herr Vetter, wie kann ein Bergbahnunternehmen sein Skigebiet auch in der schneefreien Jahreszeit für Touristen attraktiv machen?“
Prinzipiell sind die Destinationen bzw. auch die Seilbahnbranche nun mehr darauf bedacht, dem Klimawandel gerecht zu werden und sich in Richtung Ganzjahresbetrieb zu entwickeln. Bei künftig eher weniger Betriebstagen im Winter ergibt sich natürlich ein ganz anderer Bedarf, wie man das Jahr touristisch auffüllen kann. Es gibt ja bereits Gebiete – speziell in Mittellagen – die behaupten, im Sommer mehr Umsatz zu generieren als im Winter oder gar den zu aufwändigen Winterbetrieb einstellen und lieber verstärkt in den Sommer investieren. Für die meisten funktioniert das zuerst einmal vom Kopf her nicht, weil man ja traditionell für den Wintertourismus ausgerichtet ist. Man muss also zuerst das grundsätzliche Denken ändern.

„Ein Gebiet, das nicht hoch genug liegt, schuldet es sich also selbst und dem Klimawandel, umzudenken? Erfolgsbeispiele für den Sommer existieren inzwischen ja genug!“
Ja es gibt die Notwendigkeit einerseits wegen des Klimawandels aber auch wegen der Konzentration auf Megaskigebiete. Viele Wintersportler peilen gleich einmal das Nonplusultra an, wenn sie sich schon für diese Urlaubs-/Freizeitaktivität entschieden haben. Kleinere Skigebiete müssen ja jetzt schon ihre Nische in der Positionierung suchen. Ein Wettbewerb auf gleicher Ebene ist finanziell ohnehin nicht möglich. Wie sieht aber der Ausweg aus? Hier geht der Weg seit Jahren in Richtung klare Fokussierung auf Zielgruppen und/oder Erlebniswelten. Man kann ja nicht einfach in Innsbruck auf der Nordkette ein Wonderland einführen! Dazu braucht es eine professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema und letztlich ein belastbares Konzept. Dafür braucht es eben externe Impulse.

„In jedem Fall geht es aber doch darum, die Umsätze während des Jahres besser zu verteilen?“
Ja sicherlich. Man sollte auch den unterschiedlichen Aufwand bedenken.
Im Sommer braucht man nur einen Bruchteil des Personals und der Aufstiegsanlagen. Wenn ich mit der einzigen Gondel im Betrieb viele Leute ins Zielgebeit bringen kann wegen eines Konzertes oder hin zu Mountainbike-Strecken, dann kann das Ganze wirtschaftlich durchaus funktionieren. Die ersten Downhiller kommen bereits im Mai, wenn der Schnee weg ist. Aber es gilt immer zu bedenken, dass der Gast einen Grund haben muss, ausgerechnet hierher zu kommen. Richtung Marketing gesprochen hieße das: Mit welcher Sendekraft können wir Attraktives postulieren? Was macht uns einzigartig beim Angebot? Marketing klappt letztlich nur mit Aussagen, die beim Zielpublikum gut ankommen. Aber das bedeutet auch Investition. Eine Bergbahn wie z. B. Söll überlegte sich: Wie kriegen wir familienverträglichen alpinen Urlaub hin? Die Lösung fand sich im Erlebnispark „Hexenwasser“ – inzwischen ein berühmtes Ausflugsziel, wo alles mit dem Thema Hexen inszeniert wird, bis hin zur Verkleideidung des Personals! So macht man aus 3 Monaten Saison 6 oder 9 Monate.
An diesem Beispiel sieht man, dass es darum geht, noch mehr Stimmigkeit zu erzeugen. Und zwar in Form einer geschlossen durchinszenierten Gesamtwelt mit vielen Erlebnistupfern! Finanziell erfolgreich wird es, wenn der Sommer für essenzielle und nachhaltige Umsätze sorgt. 

„Kommen die Ideen dazu, das Wie, nicht vor allem über Berater zustande?“
Seilbahnbetreiber sind smarte Menschen, kommen aber vor allem von der Technikseite sprich Transportseite her. Sie stellen sich nicht konsequent den tourismusrelevanten Fragen, das überlassen sie gern dem TVB. Der wiederum erbringt aber auch oft die konzeptionelle Leistung nicht. Bezüglich Positionierung sollten sich grundsätzlich alle touristischen Player samt Kommune an einen Tisch setzen und dann an einem Strang ziehen. Ein externer Berater kann helfen, dass genau diese o. e. ‚Aussage‘ gefunden wird, welche die Zielgruppe(n) der Destination treffen. 
Übrigens kann auch eine Attraktion bei der Talstation lukrativ sein, wenn man
hier z. B. eine Erlebniswelt errichtet, für die man Eintritt verlangt! Das muss dann ein Profitcenter sein, kein gratis Spielplatz. 
  
„Könnte Eure Umsetzung im finnischen Skiresort Levi ein Modell für viele Interessierte sein?“
Ja, wir würden es mal so sehen. Das Konzept ist sicher auch für etliche mittlere Alpendestinationen praktikabel, wenn es selbst im hintersten Lappland auf rund 550 Meter ü.d.M. funktioniert. Levi hat sich zur touristischen Hochburg in Finnland entwickelt. Um die Geschichte kurz zu beschreiben: Es gibt einen Ski tauglichen Berg, man baut rund um den Berg Hotellerie im Ressortgedanke – installiert rund um den Berg Lifte – legt Wander- und Mountainbike Strecken für den Sommer an – baut einen Airport - sorgt für ein Rundum Wohlfühl Gefühl: Ankommen und wie im Club alles machen können! Levi ist heute Austragungsort für Ski Weltcup Rennen um es marketingtechnisch in die Welt zu tragen. Der Skiort brauchte zur Ausrichtung für den Sommer noch weitere Aktivitäten und da kamen wir ins Spiel. Ein 12 monatiger Planungs- und Konzeptprozess wurde aufgesetzt und wir haben Levi beraten. Als Ergebnis sollten zeitgerechte Attraktionen erdacht und installiert werden. Wir haben herausgearbeitet, dass der Berg an vielen Stellen neu inszeniert werden kann. Mountainbike Strecken, Frisbee Golf, Erlebniswanderwege u.v.m.. Im Tal war das Potenzial völlig unausgeschöpft. Es musste ein Aktivitätszentrum mit Signalwirkung erdacht werden. Das „Sammelbecken“ – ein Punkt an dem alles startet und endet. Wir haben hier einen opulenten Seilgarten (94 Übungen) bestehend aus 2 separaten Bauten die über Seilrutschen verbunden sind erstellt. Um das weitläufige Gelände führt ein bislang einzigartiger Zipline-Marathon-Parcours (über 1000 Meter Länge) - ein echtes Highlight. Der Zipline Parcours schließt ein Gelände ein für weitere Aktivitäten: Tennis, Kinderspieleland, Quad und Scooter, MTB Parcours, Relax Zonen, Bogen schießen, Parkanlagen. Hier kann man verweilen, den Kindern zu schauen und selbst aktiv sein. Und alles in Anbindung an den gastronomischen Bereich, einem neuen Shop, Mountainbikeschule und natürlich der Bergbahn. Der Blick vom Restaurant führt direkt zur Start- und Landerampe der Zipline. Dank der Spezialbeleuchtung kann die Anlage auch am Abend betrieben werden.
Bekanntlich kommt der Weihnachtsmann ja aus Finnland, daher wurde u.a. eine begehbare, traditionelle Santa Claus-Themenhütte im Zipline-Marathon-Parcours integriert. Allein das zieht tausende von Menschen an diesen Ort.
Levi hat eine Vision und kann Querdenken! Zur Nachahmung empfohlen!

„Herr Vetter, wir danken für das Gespräch!“

Hochseilpark Skiresort Levi, Finnland
Baujahr 2017
In nur drei Wochen Bauzeit wurde im finnischen Skiort Levi ein außergewöhnlicher Hochseilpark auf 40 Masten errichtet. Ganz unter dem Motto Weihnachten, wurden über 5000 Meter Stahlseil verbaut, über 90 Kletterelemente mit einer Gesamtlänge von 1,4 km und ein separater 1000 Meter langer Zipline-Marathon-Parcours, stellen ein echtes Highlight sowohl für den Winter-, wie auch für den Sommertourismus im Skiort da. Dank der Spezialbeleuchtung kann die Anlage auch in den langen finnischen Winternächten betrieben werden. Bekanntlich kommt der Weihnachtsmann ja aus Finnland, daher wurde auf besonderen Wunsch des Betreibers eine begehbare, traditionelle Santa Claus-Themenhütte im Zipline-Marathon-Parcours auf 10 Metern Höhe gestaltet. Um eine perfekte Verknüpfung mit den weiteren Angeboten des Skiresorts zu schaffen, starten und landen die Besucher direkt von der Gastronomie Terrasse des Resorts.

Besonderheiten
  • Thematisierung "Santa Claus"
  • 1000 Meter Marathon-Zipline-Parcours
  • 4,5 km Gesamtparcourslänge (ohne Marathon Parcours)
  • Begehbare Santa Claus Hütte in 10 Metern Höhe
  • Hochdruckentrindete und spezialimprägnierte Douglasienmasten für maximale Witterungsbeständigkeit









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