seilbahn.net | Themenbereiche | Pisten | 2020-04-29

Alpine Unfallstatistik Österreich — Bericht Winter 2019/20

Der Bericht Winter 2019/20 des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit / BM.I Alpinpolizei für Österreich liegt vor: Im Zeitraum 01.11.2019 bis 01.03.2020 wurden in Österreich 3.775 Unfälle registriert, dabei kamen 82 Personen in den Bergen ums Leben. „Jeder Tote, ist einer zu viel. Das Bestreben nach mehr Sicherheit am Berg und die kontinuierliche Präventionsarbeit im Bergsport sind die ureigenen Kernaufgaben des Kuratoriums und diese gilt es in Zukunft zu wahren“, so Karl Gabl, der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Die Alpinpolizei, der Österreichische Bergrettungsdienst und andere alpine Vereine und Verbände sowie das Kuratorium leisten hier ausgezeichnete Arbeit.

Betrachtungszeitraum: 01.11.2019 bis 01.03.2020 

Alpinunfallstatistik Österreich Winter 2019/20: 

Alpinunfälle gesamt - Österreich: Ca. 290 weniger Verunfallte bei Alpinunfällen weniger als im Vorjahr für den Betrachtungszeitraum. Im betrachteten Zeitraum kamen 82 Personen in Österreichs Bergen ums Leben (Vorjahr: 86 Tote; Mittel 10 Jahre: 88). 
Piste/Skiroute - Österreich: Die Zahl der Verletzten auf den Pisten/Skirouten Österreichs liegt bei ca. 2.975 Verletzten - fast ident zum Vorjahr mit 3.005 Verletzten. Insgesamt gab es 28 Tote im organisierten Skiraum (Vorjahr: 15 Tote; Mittel 10 Jahre: 25). Im Zehnjahresmittel (Zeitraum: 1.11. bis 31.10.) sterben auf Österreichs Pisten 35 Personen pro Jahr. Im Winter 2019/20 kamen 15 Personen durch eine Herz-Kreislauf-Störung, 6 Wintersportler bei einem Sturz, 5 beim Aufprall gegen ein Hindernis, je eine Person durch Absturz und Kollision ums Leben. Der Helm gehört zur Standardausrüstung und zum Erscheinungsbild auf den Pisten in Österreich. In Anbetracht der Verletzungsgefahr von Fahrten über den Pistenrand hinaus, u. a. Stürzen sollten weitere Schutzausrüstungen, wie entsprechende Rückenprotektoren von den Wintersportlern in Betracht gezogen werden.
Piste/Skiroute - Österreich: Die Nationalität der Verunfallten auf Österreichs Pisten sieht wie folgt aus: ca. 38 % kommen aus Deutschland, ca. 22 % aus Österreich und 8 % aus den Niederlanden. Der Rest verteilt sich auf die Länder Großbritannien, Schweiz sowie andere Länder.
Piste/Skiroute - Unfälle mit Fahrerflucht — Österreich: Die Anzahl der Unfälle mit Fahrerflucht im Verhältnis zur Anzahl der erfassten Unfälle auf Pisten/Skirouten liegt im langjährigen Mittel bei ca. 22 %. Es sind nur marginale Rückgänge in ganz Österreich zu registrieren.
Piste/Skiroute und Alkoholisierung - Österreich: Der Anteil von Pistenunfällen mit Alkohol ist lt. der erfassten Unfälle relativ gering. Im Zeitraum 01.11.2019 bis 01.03.2020 wurden von der Alpinpolizei 2 % der verunfallten Wintersportler auf der Piste mit der Angabe Alkoholisierung registriert. Bei Betrachtung des langjährigen Mittels für den Zeitraum 01.11. bis 31.10. entfallen auf die Angabe Alkoholisierung und Pistenunfall lediglich 1 %.
 Lawinenunfälle - Österreich: 6 Tote sind in Österreich durch Lawinen im betrachteten Zeitraum ums Leben gekommen, davon 5 in Tirol und ein Lawinentoter in Vorarlberg, alles Männer. Die Lawinenopfer verteilen sich nach Disziplin und Nationalität folgendermaßen: 4 Skitour und 2 Variante; Je 2 Opfer aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden.  

EXPERTENTIPPS: 

Alpinpolizei / BM. I. — Verhaltensempfehlung bei Fahrerflucht:  

Bei knapp einem Fünftel der Kollisionsunfälle auf Österreichs Skipisten kommt es zu einer Fahrerflucht eines der Beteiligten. Wer einem Verletzten nicht Erste Hilfe leistet, handelt nicht nur moralisch bedenklich, sondern begeht auch eine Straftat: „Imstichlassen eines Verletzten“ (§ 94 StGB — Strafrahmen nach Abs. 1 ein Jahr, bei schwerer Körperverletzung zwei Jahre). Die Alpinpolizei empfiehlt, zunächst dem Verletzten die erforderliche Hilfe zu leisten und so schnell wie möglich einen Notruf abzusetzen (mit der Notrufnummer 112), von dort wird die zuständige Streife der Alpinpolizei verständigt. Weiters sollte man, wenn möglich, so schnell wie möglich zur nächsten Liftstation fahren und eine Beschreibung des Fahrerflüchtigen abgeben. Auch Zeugen haben die Möglichkeit, etwas gegen Fahrerflüchtige zu unternehmen. § 80 der Strafprozessordnung besagt, dass jedermann berechtigt ist, diese Person auf verhältnismäßige Weise anzuhalten, jedoch unverzüglichen Anzeige bei der Polizei erstatten muss, wenn auf Grund bestimmter Tatsachen angenommen werden kann, dass eine Person eine strafbare Handlung (…) unmittelbar zuvor ausgeführt habe oder dass wegen der Begehung einer strafbaren Handlung nach ihr gefahndet werde.  
„Keinesfalls sollte man sich selbst oder andere gefährden. Wenn es die Situation ermöglicht, ist jedoch Zivilcourage angebracht. Ein Foto des Fahrerflüchtigen kann auch sehr hilfreich sein.“, so Hans Ebner, Leiter der Alpinpolizei Österreich.  

Expertentipp — Österreichische Bergrettungsdienst:  

Neben der Hilfeleistung, die die 13.000 freiwilligen BergretterInnen im unwegsamen alpinen Gelände leisten, sind auch Tätigkeiten zur Unfallprävention im Fokus des Österreichischen Bergrettungsdienstes. „Durch eine entsprechende Tourenvorbereitung und Planung, sowie einer fundierten Ausbildung im Vorfeld können Unfälle vermieden werden. Die Angebote der Österreichischen Berg- und Skiführer, sowie alpinen Vereine eignen sich hervorragend dazu. Den Lawinenlagebericht (LLB) im Vorfeld einer Tour zu lesen zählt zum Standard. Wichtig ist, dass dies nicht nur beim klassischen Skibergsteigen gemacht wird, sondern bei allen alpinen Unternehmungen mit winterlichen Verhältnisse, wie z.B. Schneeschuhwandern, Freeriden. Wichtig ist, den LLB nicht nur auf eine Zahl zu reduzieren, sondern die beschriebenen Probleme im Detail zu verstehen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Tourenselektion und Planung einfließen zu lassen.“ Rät Stefan Hochstaffl, Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes. 
Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit, die Alpinpolizei und der Österreichische Bergrettungsdienst appellieren an die Eigenverantwortung der Alpinsportler. Mit einfachen Maßnahmen können kosten- und zeitintensive UND stets auch risikobehaftete Sucheinsätze minimiert werden.







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