seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2020-08-04

Der nächste Winter kommt bestimmt

von Markus Redl

Die Art von Tourismus, die in Österreichs Skigebieten vielerorts geboten wird, gilt als Gesamtkunstwerk. Meist ist es ein historisch gewachsenes Geflecht unterschiedlichster Leistungsträger, die (wie auch immer orchestriert) seit Jahrzehnten ein stimmiges Erlebnis für den Gast zustande bringen. Der nächste Winter kommt bestimmt, die Rahmenbedingungen sind angesichts von COVID-19 jedoch unklar. Diese Art von ganz grundlegender Unsicherheit ist neu und wird uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben.

Bei manchen Risiken kann die Branche praktisch keinen Einfluss nehmen. Wenn sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Europa weiterhin verschlechtert, dämpft dies natürlich die Nachfrage im Skitourismus. Wenn jedoch in relevanten Herkunftsmärkten (und seien es „nur“ regionale) Ausgangsbeschränkungen verordnet werden, dann könnten Gäste auch überhaupt ausbleiben. In Australien sah sich beispielsweise Eigentümer Vail Resorts gezwungen, den Betrieb von zwei Skigebieten im Bundesstaat Victoria nach nur einer Woche Wintersaison bis zumindest 19. August wieder einzustellen, nachdem über die Hauptstadt Melbourne aufgrund des dortigen Infektionsgeschehens (nach Lockerungen) erneut ein Lockdown verhängt worden war und zudem die Grenzen zu New South Wales (und damit Sydney) geschlossen sind.

Wir können nur hoffen, dass uns im Winter 2020/2021 eine Situation erspart bleibt, in der mangels ausreichender Nachfrage Skigebiete den Betrieb teilweise oder zur Gänze einstellen müssten. Zumal unsere kleinteilige Struktur solche „rationalen“ Entscheidungen oder einen solidarischen Ausgleich am Standort (geschweige denn darüber hinaus) nicht gerade erleichtert.

Andere Risiken können Skigebiete sehr wohl aktiv managen, hier eine Auflistung von möglichen Maßnahmen ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1. Wie überall sonst gilt es auch im Tourismus Bedingungen zu vermeiden, in denen sich COVID-19 nachweislich leichter verbreitet. Die WHO nennt das die „drei Cs” (Crowded places, Close-contact settings, Confined and enclosed spaces).

2. Die in einer Region jeweils gültigen Verhaltensregeln (und dahinter liegenden Standards) sollen vereinheitlicht, gemeinsam kommuniziert und auch tatsächlich umgesetzt werden. Alleingänge einzelner Betriebe, Orte oder Skigebiete schaden nur, es braucht – ganz im Gegenteil – verstärkte Zusammenarbeit und Solidarität.

3. Die Themen Kapazitätsmanagement und Besucherlenkung sind wichtiger denn je, gilt es doch auf betrieblicher, überbetrieblicher und sogar standortübergreifender Ebene Auslastungsspitzen (und seien sie noch so kurz) zu vermeiden bzw. die Auslastung insgesamt zu optimieren.

4. Der Umgang mit Verdachts- und auch Infektionsfällen bei Mitarbeiter*innen und Gästen muss so professionell wie nur irgendwie möglich sein. Das betrifft nicht zuletzt auch das wichtige Thema der Öffentlichkeitsarbeit.
 
Quelle: TP-Blog



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