seilbahn.net | Themenbereiche | Karriere | 2019-08-01

Schulübergreifendes Projekt Berufsbildung 4.0 – Tourismus und Seilbahnen

Von ISR – Internationale Seilbahn-Rundschau

Dass Seilbahntechnik, Tourismusbetrieb und Architektur eine Synergie ergeben, ist an allen modernen Tourismusstandorten klar zu erkennen.  

Im Rahmen der Initiative Bildung 4.0 des bmbwf (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) zum Cluster S2–Tourismus wurden die Salzburger Schulen - HTL Hallein, das Seilbahnkompetenzzentrum Hallein und die Tourismusschulen Klessheim -  vom Bildungsministerium dazu aufgefordert, sich zu vernetzen und im Bereich Berufsbildung 4.0 ein gemeinsames Projekt zu entwickeln, das sich mit der touristischen Nutzung in Salzburg beschäftigt. 

Nachdem es auf den ersten Blick keine Überschneidungen in fachlicher Hinsicht zwischen den beteiligten Schulen zu erkennen gab, wurde die Idee geboren, die Schüler_innen im Rahmen von Diplom- und Abschlussarbeiten zu vernetzen. Berufsbildung 4.0 bedeutet auch, dass mehrere Fachgebiete zusammenarbeiten und somit neue Anforderungen, die den Absolventen der genannten Schulen in Zukunft gestellt werden, kennen lernen. 

Im Rahmen von mehreren Besprechungen wurde die Idee geboren, den Hausberg der Salzburger, den Gaisberg neu und umweltfreundlich zu erschließen, jede Schule soll seine Kernkompetenzen in das Projekt einbringen – speziell in den Bereichen Hochbau, Seilbahntechnik und Tourismus.

Der Gaisberg (1287m) wurde schon im 18. Jahrhundert mit seiner einzigartigen Aussicht auf die Stadt Salzburg als beliebtes Wander- und Freizeitgebiet erkannt. Bereits 1887 wurde der Berg durch eine Zahnradbahn erschlossen. Die Bahn stellte ihren Dienst aber bereits 1928 wieder ein und wurde der 1929 neu eröffneten 8,6 Kilometer langen Straße auf den Gaisberg geopfert. 

In den letzten Jahren kam es an schönen Sommertagen immer wieder zu Sperren der Gaisbergstraße auf Grund von Verkehrsüberlastung und den damit verbundenen Luftschadstofferhöhungen. Unter anderem wurden deswegen in letzter Zeit die Wiedererrichtung der Gaisbergbahn und die Sperre der Straße für Autos diskutiert. 

Zurzeit wird die Nutzung des Gaisbergs als Ausflugsberg seinem Potential in keiner Weise gerecht. Ein großer Schotterparkplatz auf dem Bergplateau mit einem Kiosk erfüllt weder optisch noch touristisch den Standard, den der Tourismus in Salzburg darstellt. 

Aufgabenstellung der Schulen:

Im Rahmen der verschiedenen Diplom- und Abschlussarbeiten der beteiligten Schulen wurden Konzepte entwickelt, die für folgende Problemstellungen attraktive Ideen und Lösungen bieten: 
  • Der Autoverkehr auf den Gaisberg soll auf ein Minimum reduziert werden.
  • Planung einer Seilbahn auf das Gaisbergplateau mit Einbindung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur der Stadt Salzburg. 
  • Planung eines Hotels aus Holz, da Holz als Werkstoff ökologisch und bauphysikalisch viele Vorteile bietet. Holzbauweise bietet zudem die Möglichkeit, durch eine Modulbauweise die Belastungen der Anrainer, die sich aus dem Baustellenverkehr ergeben, auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Entwicklung von vielseitigen touristischen Konzepten für das Gaisbergplateau, da die Nähe zur Stadt Salzburg sehr großes Potential für Kunden birgt.
Die Ergebnisse: 

Die Talstation der Seilbahn könnte in die bestehende Verkehrsinfrastruktur in Salzburg Süd sehr gut integriert werden. Den Besuchern stehen der O-Bus und die Eisenbahn zur Verfügung und sie können darüber hinaus über die Alpenstraße und die Autobahn ohne großen Aufwand und Staus die Einstiegsstelle der Seilbahn erreichen. Der Vorteil einer Seilbahn spricht für sich - sie ist leise, CO2-neutral, und die Belastungen für die Anrainer sind wesentlich geringer als bei anderen Verkehrsmitteln im ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr). Die Schüler_innen der HTL Hallein haben die verschiedenen Möglichkeiten für die Talstation aus städtebaulicher Sicht bewertet. Die Schüler_innen des Seilbahnkompetenzzentrums Hallein entwickelten auf Basis der Ergebnisse der städtebaulichen Analysen ein Konzept für eine Seilbahn auf die Gaisbergspitze. Dieses Konzept beschäftigt sich neben den technischen Herausforderungen (Trassenführung, Anzahl der Stützen, Art der Seilbahn) mit dem Betrieb der Bahn und allen rechtlichen Angelegenheiten (Seilbahngesetz, UVP, etc.). 

Ein Hotel auf diesem sehr prominenten Platz soll sich dem Gelände anpassen und beim Bau eine nicht allzu große Belastung darstellen. Die verantwortlichen Schüler_innen der HTL Hallein entwickelten einen Entwurf und versuchten, mit dem Werkstoff Holz eine Modulbauweise umzusetzen. D.h. große Teile des Bauwerks werden vorgefertigt und können nach dem Transport zur Baustelle sehr rasch eingebaut werden. So kann die Bauzeit auf wenige Wochen reduziert werden. Damit die Baumassen nicht allzu groß werden, wurde die Bergstation in den Hotelkomplex integriert. 

Für den Betrieb des Hotels und die Nutzung der Gaisbergplateau entwickelten die Schüle_/innen der Tourismusschule Klessheim eine Vielzahl von Ideen und können plausibel aufzeigen, dass der Gaisberg nicht nur ein Ausflugsziel ist, sondern auch für Gourmets, Erholung, Seminare, Sport und Feiern eine sehr attraktive Location darstellt. Die Betriebskonzepte wurden alle sehr schlüssig und überzeugend dargestellt.
Aus Sicht der beteiligten Lehrer_innen und Schüler_innen kann nicht nur die Verkehrsbelastung auf der Gaisbergstraße reduziert werden, sondern auch der innerstädtische Verkehr in einer sehr sensiblen Zone in Salzburg würde zurück gehen. Aufgrund der Tatsache, dass die Infrastruktur in Salzburg Süd sehr gut ausgebaut ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Verkehrszunahme nicht allzu groß sein wird. Ähnliche Konzepte in anderen Städten (z.B. der Karrenseilbahn in Dornbirn, Montjuic-Seilbahn in Barcelona, Rittner Seilbahn in Bozen) werden von den Touristen und Einheimischen sehr gut angenommen und sind sehr beliebte touristische Einrichtungen, die vielfältig genutzt werden.

Der Kreis der Personen, die den Gaisberg für Erholung nutzen, wird vergrößert. Neben den Tagesgästen und Wanderern wären auch in Zukunft Wellness, Kuren, Firmen-Seminare, Gesundheitskurse, Gourmets, Feiern, Wochenenderholung den Besuchern am Gaisberplateau möglich. Allein die Panoramafahrt mit einer Seilbahn könnte für viele Besucher aus Nah und Fern, für Jung und Alt, ein unvergessliches Erlebnis darstellen.

Ziel und Schwerpunkt des Projektes Berufsbildung 4.0 bestand darin, dass sich die Schüler_innen der einzelnen Schwerpunktschulen, die in ihrem schulischen Alltag nur wenig miteinander im Kontakt stehen, miteinander vernetzen, Konzepte entwickeln, was in diesem gemeinsamen „fiktiven“ Projekt umgesetzt wurde. 

Das Projekt wurde bereits an der Pädagogischen Hochschule in Baden bei Wien und in Salzburg vorgestellt und hat großes Interesse bei den Teilnehmern geweckt. 

Vorteile:
  • sehr gute Anbindung an das öffentliche Straßennetz. Obus Linie 3,8
  • Parkmöglichkeiten im P&R Salzburg Süd
  • keine Überlastung der Straßen durch die neue Seilbahn
  • nächste Autobahn ca. 5 min
  • von der Altstadt gut erreichbar; Fahrzeit mit dem Obus ca.20 min
  • Erreichbarkeit auch durch die Salzburg Schifffahrt erreichbar
  • Führung geht großteils durch Wälder
Nachteile
  • nur mit Mittelstation erreichbar
  • Bahnstrecke führt über einige Privatgrundstücke
  • da Führug durch Wälder, viel Rodung notwendig Bahnlänge:
  • ca. 4500m

Alois Innerhofer


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