seilbahn.net | Themenbereiche | Urban | 2019-08-02

upBUS – Transmodularer Bus im Nahverkehr

Zahlreiche Städte und Metropolregionen auf dem Globus stehen durch die Nutzung von Pkw verkehrs- und umwelttechnisch vor dem Kollaps. Heutzutage leben schon 54 % der Weltbevölkerung in Städten. Nach Prognosen der Vereinten Nationen wird sich der Anteil 2050 bereits auf 66 % erhöhen. Mit steigender Einwohnerzahl wird die ohnehin schon lange Zeit im Stau sich noch weiter erhöhen. Die volkswirtschaftlichen Verluste belaufen sich dadurch alleine in Deutschland auf 9 Milliarden Euro jährlich. Eine zentrale Herausforderung stellt daher die zukünftige Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs dar.
Neue und auf den Einzelfall angepasste Konzepte für Großstädte müssen entwickelt und etabliert werden. upBUS bietet dafür die Lösung an, indem es die Entwicklung zweier unterschiedlicher Verkehrssysteme, urbane Seilbahnen und autonom fahrende Elektrobusse, vereint. Seilbahnsysteme zeichnen sich durch kurze Bauzeiten ohne Verkehrsbehinderung, geringe Investitions- und Betriebskosten, einen minimalen Platz- und geringen Energiebedarf sowie eine enorme Flexibilität bei der Wegeführung aus. Moderne Seilbahnen können bis zu 6.000 Personen pro Stunde und Richtung befördern.
Parallel dazu schreitet die Entwicklung von autonom fahrenden Elektrobussen in der ganzen Welt voran. Die Vorteile dieser Busse sind geringere Betriebs- und Wartungskosten der Elektroantriebe gegenüber dem Dieselantrieb und ein Verzicht auf weiteres Fahrpersonal. Beide Systeme, urbane Seilbahnen und Busse, haben jedoch Nachteile. Der autonom fahrende Bus ermöglicht zwar eine Verdichtung des Netzes, doch auch er steht auf den großen Zufahrtsstraßen im Stau und fördert diesen noch zugleich. Die Herausforderung der Nutzung von Seilbahnen liegt in ihrer Integration in das städtische Umfeld. Zwingend nötig ist eine Anbindung des Start- und Endpunktes an den restlichen Nahverkehr, um den Fahrgästen einen Umstieg in das restliche Verkehrsnetz zu ermöglichen.

upBUS vereint nun beide Systeme und hebt diese Nachteile auf. upBUS ist dafür in drei Komponenten geteilt. Die Fahrgastzelle transportiert die Fahrgäste und verfügt über die Fähigkeit, sich mit den anderen beiden Hauptkomponenten, dem Fahrmodul und dem Gehänge der Seilbahn, zu koppeln.
Dadurch kann die Zelle entweder als Bus oder als Seilbahnkabine fungieren. Fahrgäste können ohne umzusteigen beide Systeme nutzen. Die Busse können autonom durch die Stadt fahren und ein engmaschiges Netz aufbauen. Auf den Haupt- und vielbefahrenen Strecken bietet die Seilbahn die Möglichkeit, die Fahrgäste sauber, leise und sicher über den Straßenverkehr und über Hindernisse hinweg zu transportieren. Die Vorteile beider Systeme werden somit in einem einzigen System, upBUS, vereint. Die Schlüsseltechnologie der Transmodularität ist eine geeignete standardisierte Schnittstelle. An den Schnittstellen müssen Informationen, mechanische Lasten und Energien übertragen werden können. Seit 2010 wurde im Projekt iBOSS eine Schnittstelle für eine vollautomatische Kopplung im Weltraum entwickelt, die diese Ansprüche erfüllt. Diese Schnittstelle ermöglicht die Realisierung der Idee von upBUS.
Am 1. Juni 2019 ist ein Projekt gestartet, einen ersten einfachen Prototyp bis zum Ende des Jahres 2020 zu fertigen und die Schlüsseltechnologie zu demonstrieren. Dieser Prototyp soll in der Lage sein, an einem Seilbahnteststand einen vollautomatischen Wechsel vom Busmodus in den Seilbahnmodus, und umgekehrt, durchzuführen. Das Projekt wird gemeinsam vom Institut für Strukturmechanik und Leichtbau (SLA) und dem Lehrstuhl für Höchstfrequenzelektronik (HFE) der RWTH bearbeitet und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert. Im Jahr 2023 soll dann basierend auf diesem Prototyp ein erster Testbetrieb aufgebaut sein und erstmals mit dem upBUS-System Fahrgäste befördert werden.








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