seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2021-01-12

Titlis: Positiver Cash Flow trotz historischem Krisenjahr

Der Ausbruch der Corona-Pandemie mit dem Lockdown und vielen Regulierungen führte zu einem globalen Einbruch der Reiseaktivitäten. Die Krise hat drastische Auswirkungen auf das operative Geschäftsergebnis der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG, die für das Betriebsjahr 2019/2020 einen Verlust von 19.6 Mio. Franken ausweisen muss. Mit 38.2 Mio. Franken liegt der konsolidierte Betriebsertrag um 50.8% unter jenem des Vorjahres. 595'341 Gäste besuchten das Gebiet am Titlis, so wenige wie seit vielen Jahren nicht mehr. Im Jahresvergleich betrug der Rückgang im Kundensegment Schneesport 21.3%, bei den Einzelreisenden 39.8% und bei den Gruppenreisenden 85.0%. Die Ersteintritte brachen um 52.0% ein. Mittels unverzüglich eingeleiteter Sparmassnahmen, einem strikten Kostenmanagement und der Kurzarbeitsentschädigung konnte der Betriebsaufwand um 30% gesenkt werden. Der EBITDA beläuft sich auf 5.2 Mio. Franken, was einer Betriebsgewinn-Marge von 14% entspricht.

Der Auftakt in die Wintersaison 2019/20 verlief noch erfreulich. Dank technischer Beschneiung präsentierten sich die Pisten trotz wenig Schnee in ausgezeichnetem Zustand. Gutes Wetter und die günstig gelegenen Feiertage führten zu Rekordzahlen über Weihnachten und Neujahr, das Winterangebot der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG (BET) wurde mit der Eröffnung der neuen Sesselbahn Engstlen noch attraktiver. Der vom Bundesrat verordnete Lockdown am 14. März veränderte dann aber alles. Das vorzeitige Ende der Wintersaison führte zu einem Minus von 21.3% im Vergleich zum Vorjahr. Nach der Wiedereröffnung am 6. Juni durften die BET dann vor allem Besucher aus dem Inland begrüssen – die Schweizer Ausflugsgäste auf dem Titlis legten gegenüber dem Vorjahr um 50.0% zu, auf Trübsee betrug die Steigerung 39.8%. Diese erfreuliche Zunahme vermochte das Ausbleiben der internationalen Gäste jedoch nicht aufzufangen. Das Verhältnis von 454'697 Gästen im Winter zu 140'654 im Sommerhalbjahr war im vergangenen Geschäftsjahr sehr unausgeglichen.

Bei den Einzelreisenden resultierte gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 39.8%. Das Gruppengeschäft erreichte bis im Januar Vorjahresniveau und die Signale aus den Überseemärkten liessen das Unternehmen positiv in die Zukunft blicken. Bis am 24. Januar 2020, als die chinesischen Behörden aufgrund der Pandemie ein Verkaufsverbot für Pauschalreisen erliessen, was einem Reiseverbot gleichkam. In der Folge brach der internationale Reisemarkt komplett ein und erholte sich bis heute nicht. Die BET mussten darum beim wichtigen Kundensegment der Gruppenreisenden einen Rückgang von 85.0% gegenüber dem Geschäftsjahr 2018/2019 verzeichnen.

Verglichen mit dem starken Vorjahr reduzierte sich der Verkehrsertrag um 55.7% auf CHF 23.4 Mio. Diesen markanten Ertragseinbruch konnten auch die zahlreichen Schweizer Gäste nicht kompensieren – viele von ihnen besitzen ein Halbtaxabo und reisen oft nur bis zur Mittelstation Trübsee und beginnen dort ihre Wanderung. Das führte zu geringeren Ticketeinnahmen und entsprechend weniger Wertschöpfung.

Der Besucherschwund wirkte sich auch auf die Restaurants/Hotels aus, deren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 49.1% auf CHF 8.0 Millionen zurückging. Davon am stärksten betroffen war die Gastronomie auf dem Titlis, wo die fehlenden internationalen Gäste eine grosse Lücke hinterliessen. Auch im Bereich Beherbergung musste ein Rückgang des Ertrags auf CHF 1.7 Mio. verzeichnet werden, obwohl die renovierten 86 Zimmer im Hotel Terrace in Kombination mit attraktiven Angeboten bei den Gästen sehr gut ankamen.

Dank eines strikten Kostenmanagements konnte der Betriebsaufwand im Vergleich zum Vorjahr um 30.0% auf CHF 33.0 Mio. gesenkt werden. Aufgrund der behördlich angeordneten Schliessung, des reduzierten Angebots, der Entlassung von 13 Angestellten und der vorzeitigen Auflösung von Saisonier-Verträgen sowie der Inanspruchnahme der Kurzarbeitsentschädigung verminderte sich der Personalaufwand im abgelaufenen Geschäftsjahr um 27.8% auf CHF 18.0 Mio. Investiert wurden insgesamt CHF 14.7 Mio., die Abschreibungen stiegen auf CHF 24.2 Mio. Grund dafür sind die Abschreibungen auf die hohen Investitionen der letzten Jahre, die kurze Abschreibungsdauer der Projektkosten sowie eine Sonderabschreibung von CHF 4.7 Mio. auf dem Projekt «TITLIS 3020». Der Reinverlust im Geschäftsjahr 2019/20 beläuft sich auf CHF 19.6 Mio.

Deutlich unter dem Vorjahr liegt der EBITDA (Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) mit CHF 5.2 Mio. - ein guter Wert, wenn man die ausserordentlichen Ereignisse und Umstände im abgelaufenen Geschäftsjahr berücksichtigt. Die EBITDA-Marge sank aufgrund des Umsatzeinbruchs in allen Geschäftsbereichen auf 14.0%.

Infolge der aussergewöhnlichen, herausfordernden Krisensituation beantragt der Verwaltungsrat der BET der Generalversammlung, auf eine Dividendenausschüttung zu verzichten. Damit sollen die notwendige Liquidität und die nachhaltige Entwicklung der Unternehmung sichergestellt werden.

AUSBLICK

Die Skisaison 2020/21 begann erfolgsversprechend – im November konnten die BET so viele Schneesportbegeisterte begrüssen wie nie zuvor und verzeichneten ein Plus von 52.8% im Vergleich zu Vorjahr. Mit der erneuten Schliessung des Gebiets für den Schneesport über die Weihnachtstage fehlen dem Unternehmen aber die umsatzstärksten Tage des ganzen Jahres. Die Wiedereröffnung am 30. Dezember stellt trotz den Einschränkungen einen Lichtblick in dieser ausserordentlich schwierigen Zeit dar. Seit Monaten wurden immense Anstrengungen unternommen, um die Skisaison so sicher wie möglich durchführen zu können. Die BET werden sich operativ weiterhin darauf konzentrieren, ihren Gästen ein sicheres Skierlebnis bieten zu können. Interkontinentale Reisen und die Rückkehr zu einem globalisierten Tourismus werden noch einige Zeit ausbleiben. Die BET unternehmen alles, um den Anteil an Schweizer Gästen weiter zu steigern. Das Engelberger Traditionsunternehmen ist trotz dem Krisenjahr überzeugt von der eingeschlagenen strategischen Ausrichtung und schaut zuversichtlich in die Zukunft.





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