seilbahn.net | Themenbereiche | Beschneiung | 2022-01-31

KTI-Plersch Kältetechnik: All-Wetter-Schneeanlagen in Containergröße

Weiße Skipisten und Langlaufloipen trotz sommerlicher Temperaturen: Die All-Wetter-Schneeanlagen des schwäbischen Kältebetriebs machen’s möglich

Die steigende Durchschnittstemperatur in den Wintermonaten lässt den Schnee zunehmend selbst in hoch gelegenen Wintersportgebieten ausbleiben. Dies stellt Veranstalter von Wettbewerben und Skipistenbetreiber vor eine logistische sowie ökonomische Herausforderung. Denn oftmals lassen sich die Strecken nur mithilfe von Kunstschnee so präparieren, dass sie Freizeitsportlern ein sicheres Schneevergnügen bieten und Skisportverbände und Veranstalter Wettkämpfe unter regulären Bedingungen gewährleisten können. Der Kältetechnik-Spezialist KTI-Plersch Kältetechnik aus dem schwäbischen Balzheim, der mehr als 35 Jahre Erfahrung in der Entwicklung diverser Kälteanlagen hat, bietet mit der snowPRO eine mobile Lösung in Containergröße, die auch bei positiven Temperaturen und unabhängig der Witterung weiße Loipen und griffige Abfahrtshänge gewährleistet. Der größte Vorteil: Da der Schnee mehr Energie enthält und kompakter ist als derjenige aus gewöhnlichen Schneekanonen, bleibt er länger an Ort und Stelle liegen und wird weder vom Klima noch von Wind negativ beeinflusst. Dies ermöglicht eine effektive Beschneiung der Pisten. 

Als Felix Neureuther am Neujahrstag 2013 den Weltcup-Parallelslalom auf dem Münchner Olympiaberg vor der beeindruckenden Kulisse des Olympiaparks gewann, war zwar bereits klar, dass die regelmäßige Veranstaltung des Rennens mitten in der bayerischen Landeshauptstadt kein leichtes Unterfangen ist. Doch niemand rechnete damit, dass es aus Mangel an Schnee der zweite und vorerst letzte Slalom dort bleiben würde. Im Jahr 2015 beschloss der Deutsche Skiverband (DSV) schließlich das Aus für den spektakulären Wettbewerb. 

Der Schneemangel sorgt seitdem aber nicht nur bei Veranstaltern in München oder Pistenbetreibern im Voralpenraum für Kopfzerbrechen. Wer in den kalten Monaten regelmäßig auf Skipisten unterwegs ist oder Wettkämpfe in Sportarten verfolgt, die auf Schnee angewiesen sind – sei es nun Biathlon, Langlauf, Nordische Kombination, Skispringen oder sogar alpine Rennen –, der dürfte bereits festgestellt haben, dass die früher so traumhaft weiße Kulisse an vielen Orten matschig-weißen Schneebändern inmitten grünbrauner Landschaft gewichen ist. In den vergangenen Jahren häuften sich zudem die Meldungen, wonach internationale Wettkämpfe unterschiedlicher Disziplinen an andere schneesicherere Veranstaltungsorte verlegt oder sogar ganz abgesagt wurden, weil das weiße Element fehlte oder die Witterung kein Rennen unter regulären Bedingungen ermöglicht hätte. Anfang 2020 wurden gar 30 LKW-Ladungen mit Schnee von der traditionell Ende Dezember stattfindenden Biathlon-Challenge Auf Schalke in Gelsenkirchen nach Oberhof transportiert, da der dort vorhandene Schnee aus 37 herkömmlichen Schneekanonen noch immer nicht ausreichte, um den Weltcup sicher durchführen zu können. 

Betrieb herkömmlicher Schneekanonen und Lanzen nur bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt möglich

Veranstalter und Pistenbetreiber greifen längst auf verschiedene Möglichkeiten zurück, um ihre Abfahrten und Loipen künstlich zu beschneien. Doch oft ist die Heranschaffung oder Produktion von Kunstschnee mit einem hohen Aufwand verbunden und an gewisse Bedingungen geknüpft. „Die Herstellung von Schnee mittels Schneekanone funktioniert beispielsweise nur, wenn sich das Verhältnis zwischen Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit – die sogenannte Feuchtkugeltemperatur – in einem bestimmten Rahmen bewegt“, erklärt Tobias Heier, Produkt-Manager bei der KTI-Plersch Kältetechnik GmbH. „Je nach Luftfeuchtigkeit muss die Umgebungstemperatur um den Gefrierpunkt liegen, bei hoher Luftfeuchtigkeit sogar deutlich darunter.“ Doch besonders in den Übergangszeiten, zu denen viele Wintersportler auf die ersten oder letztmöglichen Abfahrten auf nicht ganz so überfüllten Pisten in der Skisaison hoffen oder häufig noch bis in den März und April hinein internationale Wettkämpfe stattfinden, sind solche Bedingungen nur noch selten gegeben. Manche Veranstalter lassen deshalb tonnenweise Schnee aus schneereichen Gebieten anliefern und lagern diesen dann in Zelten oder Hallen ein. Aber dieses Vorgehen ist mit einem hohen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden – ganz zu schweigen von der hohen CO2-Belastung durch Transport, Lagerung und Kühlung. Auch Skiliftbetreiber müssen dann zu Tricks greifen, um die Pisten möglichst lange für Winterurlauber offen halten zu können, ohne das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus dem Blick zu verlieren.

Die All-Wetter-Schneeanlagen snowPRO von KTI bieten Abhilfe – sogar bei tropischen Temperaturen 

Im schwäbischen Balzheim, dem Sitz des familiengeführten Unternehmens KTI-Plersch Kältetechnik, wählte man dagegen einen komplett anderen Ansatz. Denn der Betrieb hat mehr als 35 Jahre Erfahrung in einem Bereich, der auf den ersten Blick nichts mit der Herstellung von gewöhnlichem Schnee für Skipisten und Langlaufloipen zu tun hat: Er entwickelt und realisiert Industriekälteanlagen, um beispielsweise Lebensmittel oder Beton zu kühlen. Das Besondere dabei: Alle Anlagen werden von KTI-Plersch jeweils in einem Container verbaut, wie sie auch auf Schiffen, Güterzügen oder Lkws zur Lieferung verschiedener Waren genutzt werden. Dadurch lassen sich die Kälteanlagen einfach zum Einsatzort transportieren und zügig in Betrieb nehmen. KTI-Plersch setzt außerdem zunehmend auf den Einsatz natürlicher Kältemittel, die sowohl einen positiven Effekt auf die Umwelt als auch auf die Energieeffizienz der Schneeanlagen haben. Bei der Schneeherstellung kommt dem Unternehmen nun die jahrelange Erfahrung mit CO2-neutralen und weltweit verfügbaren Kältemitteln zugute. Denn mit deren Hilfe lässt sich aus Wasser umweltschonend und höchsteffizient zunächst Eis herstellen, das im nächsten Schritt zu Kunstschnee verarbeitet und mittels Druckluft nach draußen befördert wird. Dieses einfache Prinzip sowie die praktische Containergröße der KTI-Anlagen werden in der sogenannten snowPRO zusammengeführt. „Der Vorteil unseres Schnees ist, dass er ein geringes Verhältnis von Oberfläche zu Volumen aufweist und die Kälte auf diese Weise gut speichern kann“, berichtet Heier. „Dadurch bleibt der Schnee auch bei höheren Temperaturen länger liegen und schmilzt langsamer als gewöhnlicher Kunstschnee aus Schneekanonen.“ 

Die Schneeproduktion ist dank der witterungsunabhängigen Kältemaschine bei sommerlichen Außentemperaturen möglich, auch wenn Betreiber damit rechnen müssen, dass der Schnee ohne Schutzvorkehrungen schnell schmilzt. Werden dafür die speziell angepassten snowPRO-Anlagen von KTI-Plersch genutzt, lässt sich der Schnee sogar bei tropischen Temperaturen beziehungsweise einer Umgebungstemperatur von bis zu +35 °C zuverlässig herstellen. Besonders Betreiber von Indoor-Skihallen profitieren von diesen Modellen. 

Seit der Markteinführung 2013 bereits 71 Anlagen weltweit im Einsatz

Seit der Entwicklung der ersten Maschine zur Beschneiung bei positiven Temperaturen sind mittlerweile mehr als 70 Anlagen weltweit in verschiedenen Höhenlagen und Klimazonen in Betrieb gegangen. Neben Abfahrtsskipisten, Biathlonarenen oder Wintersporttrainingszentren in verschiedenen Mittelgebirgen in Europa, Ozeanien und Nordamerika werden die Anlagen auch in Indoor-Skihallen in Thailand oder Indonesien als Ergänzung zu Schneekanonen genutzt. So soll den Einwohnern auch bei tropischen Außentemperaturen Skivergnügen im Schnee geboten werden. Zusätzlich vermietet KTI-Plersch die Anlagen für spezielle Events und Sportveranstaltungen wie etwa Weltcuprennen oder -springen. Für den Betrieb sind lediglich ein festes Fundament sowie ein entsprechender Strom- und Wasseranschluss nötig.

Maßgeschneiderte Schnee-Technologien gewährleisten hohe Effizienz

Je nach Schneebedarf kommen ein oder mehrere 40´-Container zum Einsatz. Mindestens 100 m³ Schnee können mit einem 40´-Container pro Tag produziert werden, bei zwei Containern sind es bereits bis zu 210 m³. Zukünftig bieten die Experten für Kältetechnik aber auch kompakte Anlagen mit 70 m³ Tagesleistung in 20´-Containern an. „Diese kompakten Schneeanlagen sind schnell und einfach zu transportieren und zu installieren, so können sie auch an eher schwer zugänglichen Stellen platziert werden. Auch für eine Vermietung zu speziellen Events sind diese Art von Anlagen ideal“, so Caroline Walleter-Plersch, CEO. Hierbei wird das sogenannte Scherbeneis produziert. Auf der Innenseite eines zylindrischen Eiserzeugers gefriert das Wasser und wird von einer rotierenden Messerwalze abgenommen. Danach wird das Scherbeneis über einen Luftstrom in die Umgebung gefördert und dabei zerkleinert, sodass kleine Eispartikel entstehen.

Seit 2021 stehen Varianten mit noch höherer Leistungsdichte von bis zu 320 m³ pro Tag (zwei Container mit jeweils 40´) zur Verfügung. Diese basieren auf einer anderen Art der Eiserzeugung, bei der sogenanntes Platteneis noch energieeffizienter produziert wird. Die Idee zur Verwendung des Platteneises in der technischen Beschneiung hat KTI mit dem Skiliftbetreiber Florian Leber aus dem sauerländischen Winterberg umgesetzt. Im Winter 2020/2021 wurde der erste Prototyp auf einer seiner Skipisten erfolgreich getestet. „Das Platteneis hat meine Erwartungen als Betreiber an solch eine Anlage vollumfänglich übertroffen. Durch die Restfeuchte kann ich auch steile Abschnitte in Frostnächten präparieren, da das Eis sehr gut bindet“, berichtet Florian Leber. „Von der ursprünglich gröberen Struktur ist nach dem Bearbeiten mit der Pistenwalze für den Skifahrer kein Unterschied mehr zu üblichem Schnee zu erkennen. Zugleich ist der Schnee gegenüber Sonneneinstrahlung auf dem vorliegenden Südhang sehr widerstandsfähig. Dabei produziert diese Anlage bei ähnlicher Stromaufnahme und gleichem Bauraum etwa 30 Prozent mehr Eis als die Scherbeneismaschinen, die ich bereits seit mehreren Jahren am Nachbarhang einsetze. Für jede Piste habe ich daher die optimale Lösung im Einsatz“, ergänzt Leber. Die Skigebietsbetreibenden können so je nach Hanglage, Zeitraum, in dem beschneit werden soll, und nach persönlichen Vorlieben frei aus der Scherbeneis- und Platteneistechnologie das für sich passende Produkt wählen. Durch die integrierte pneumatische Fördereinheit kann der Schnee – unabhängig von der Technologie – bis zu 450 m weit geblasen werden.

Schnee für jede Anforderung

Egal, mit welcher Technologie der Schnee hergestellt wird – für Pistenbetreiber genauso wie für Profisportler und ihre Skitechniker spielt die Konsistenz eine besondere Rolle. Auch hier bieten die Anlagen von KTI-Plersch Vorteile. „Unser Schnee ist meistens etwas dichter als der Schnee aus gewöhnlichen Schneekanonen“, erläutert Tobias Heier. „Das heißt, er bleibt an Ort und Stelle liegen und wird nicht so einfach davongeweht, sodass im Endeffekt weniger Schnee benötigt wird, um die Piste ausreichend präparieren zu können.“ Verschiedene Betreiber berichteten außerdem davon, dass die Piste durch den Schnee schneller sei als Pisten, die mit gewöhnlichem technischem Schnee aus Lanzen oder Propellermaschinen präpariert werden, was für Skitechniker und Sportler von Vorteil ist. Generell lässt sich der Schnee dank einiger Optimierungen seit der Markteinführung der Anlagen im Jahr 2013 nun noch präziser auf die gewünschte Konsistenz bringen und sowohl kleine, trockene als auch feuchtere Partikel herstellen, um jedem Sportlerherz Rechnung zu tragen. Damit hat sich KTI-Plersch inzwischen gut auf die Bedürfnisse von Betreibern von Skipisten und Wintersportzentren eingestellt. „Anstatt täglich bangend in den Himmel zu schauen und darauf zu warten, dass die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen, können Pistenbetreiber nun einfach und effizient ergänzende Maßnahmen treffen, um Pisten über die Hauptsaison hinaus betreiben zu können oder die Durchführung von Veranstaltungen zu sichern, völlig unabhängig von der vorherrschenden Umgebungstemperatur“, versichert Caroline Walleter-Plersch abschließend. 


Die KTI-Plersch Kältetechnik GmbH wurde im Jahr 1986 von Rupert Plersch gegründet und wird nun von seiner Tochter Caroline Walleter-Plersch fortgeführt. Die KTI beschäftigt derzeit an acht Standorten 160 Mitarbeiter. Die Wurzeln des Unternehmens gehen zurück auf Richard Plersch senior, der bereits 1923 mit der Konstruktion und Produktion von Komponenten und Anlagen der Kältetechnik begonnen hatte. Heute ist der Traditionsbetrieb weltweit führender Hersteller von Kälteanlagen, die nicht nur zur Herstellung von technischem Schnee zum Einsatz kommen, sondern auch zur Kühlung von Beton, Chemikalien, Lebensmittel und Getränken sowie Minen. Dabei fokussiert sich KTI stets auf kundenspezifische Turn-Key-Lösungen. Neben Sonderanlagen für Industriekälte zählen unter anderem Eisanlagen und Eislager mit Eisrechen, Eistransport- und -verwiegesysteme, Slurry-Ice-Anlagen, Flüssigkeitskühlsätze, Kaltluft-, Heißluft- und Heißwasseranlagen sowie kombinierte Kälte- und Heizungslösungen zum Portfolio der KTI. Eine Besonderheit der modularisierten Anlagen ist die Montage in umgebauten Schiffscontainern oder auf Rahmen, die in Deutschland gefertigt werden. Dies ermöglicht einen kostengünstigen Transport und eine schnelle Inbetriebnahme beim Kunden. Ihren Sitz hat die KTI-Plersch Kältetechnik GmbH im baden-württembergischen Balzheim, wo auch sämtliche Anlagen produziert werden. Für den weltweiten Vertrieb existieren Niederlassungen und Service-Stellen in mehreren Ländern.

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