seilbahn.net | Themenbereiche | Seilbahnen | 2022-05-18

Matterhorn Glacier Ride II: Ein Jahr bis zur Eröffnung

Das Pionierprojekt Matterhorn Alpine Crossing wird immer konkreter. Der Matterhorn Glacier Ride II wird in rund einem Jahr den Betrieb aufnehmen und somit das Premiumerlebnis der Reise von Zermatt nach Cervinia über den höchsten Grenzübergang der Alpen komplettieren. Somit wird es ab der Sommersaison 2023 möglich sein, trockenen Fusses von Zermatt über den Theodulgletscher nach Cervinia oder umgekehrt zu reisen. 

Vision becomes reality

Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren, die Berg- und Talstation werden immer grösser und schon bald geht es auch an die ästhetischen Aspekte wie die Einhausung der Stationen mit Holz. Vorerst aber wird das warme Wetter genutzt, um die Betonarbeiten abzuschliessen. Das Wetter spielt auf dieser Höhe eine wichtige Rolle und kann sehr schnell eine Verzögerung der Bauplanung verursachen. 

Snow Xperience Plateau Rosa

Die neue Erlebniswelt "Snow Xperience Plateau Rosa" rund um die Talstation des Matterhorn Glacier Ride II wird zu einem weiteren Highlight im Matterhorn Paradise. Rund um das moderne Gebäude der Station werden Gäste unter anderem eine First Snow Experience erleben können, wobei sämtliches Material direkt vor Ort gemietet werden kann. Auch das Snow-Tubing - welches bis anhin im Matterhorn Glacier Paradise bei der Bergstation angeboten wurde - findet seinen neuen Standort bei der Talstation vom Matterhorn Glacier Ride II. 

Fly with us over the Alps

Das Gefühl des Fliegens wird bei der rund vierminütigen Fahrt mit dem Matterhorn Glacier Ride II noch intensiver sein als bei der Fahrt mit der bereits bestehenden 3S Bahn. Grund dafür ist das sehr weite Spannfeld, welches die Tal- und Bergstation verbindet. Für die rund 363 Meter Höhenunterschied werden keine Masten benötigt. Die modernen Kabinen schweben über den Theodulgletscher und bieten dank dem hervorragenden Design eine atemberaubende Weitsicht.

Das Projekt

Damit die Vision einer durchgehenden, ganzjährigen Verbindung zwischen Zermatt und dem italienischen Cervinia Realität werden kann, ist der Bautrupp auf der höchsten Baustelle Europas gefordert. Bauen auf 3'883 m ü. M., bei Wind und Wetter, ist kein Zuckerschlecken. Bis mit dem «Matterhorn Glacier Ride ll» die komplette Strecke des Matterhorn Alpine Crossing im Frühling 2023 vollendet wird, gibt es noch einiges zu tun.

Bereits seit 80 Jahren streben die beiden Destinationen Zermatt und Cervinia nach dem Zusammenschluss über die Bergstation auf dem Klein Matterhorn. Nachdem mit dem «Matterhorn Glacier Ride l» bereits im Herbst 2018 das erste Teilstück der Verbindung eröffnet werden konnte, folgt im Frühling 2023 der zweite Streich: Das letzte Puzzlestück für die Verbindung zur Station Testa Grigia in Italien soll über eine weitere 3S Bahn, den «Matterhorn Glacier Ride ll», geschafft werden.

Bereits kurz nach der Eröffnung der ersten Sektion wurde mit den Bauarbeiten für die zweite Bahn begonnen. Die beiden Bahnen unterscheiden sich vor allem darin, dass der sich aktuell im Bau befindende Teil komplett ohne Stützen auskommen wird. Das schmälert den Aufwand auf der Baustelle jedoch kaum. Die Höhe der Baustelle, die dort herrschenden Witterungsverhältnisse und die herausfordernde Logistik machen den Bau einzigartig. Die Arbeiter, im Durchschnitt etwa 15 Personen oben auf dem Berg und insgesamt bis zu 70 auf der gesamten Baustelle inklusive Talstationen, haben während ihrer Arbeit ständig mit Wind, Schnee und starken Temperaturschwankungen zu kämpfen. Dazu kommt die dünne Luft auf knapp 4'000 m ü. M. Bauleiter Anton Lauber zum Grossprojekt: «Es gibt keine vergleichbare Baustelle auf der Welt.»

Der Bau des «Matterhorn Glacier Ride ll» wird in fünf Phasen unterteilt:

Phase 1: Der Aushub

Nach der Grundsteinlegung 2019 konnte die erste Bauphase für den «Matterhorn Glacier Ride ll» bereits im Jahr 2020 abgeschlossen werden. In dieser ersten Phase wurde der Aushub gemacht, Fels wo nötig abgetragen und gesprengt, damit alle notwendigen Installationsarbeiten für den Baumeister erledigt werden konnten. Schon beim Bau der ersten Sektion auf dem Klein Matterhorn war ein Grossteil des notwendigen Felsaushubs für Sektion zwei erledigt worden, was den Aufwand dieses Mal deutlich reduzierte. Nichtsdestotrotz dauerten die Arbeiten  neun Monate, um alles für die eigens an den Felsen angepassten Stationen vorzubereiten. Denn:  Abgesehen von der Bahntechnik ist beim Bau der beiden Glacier Rides nichts Standard, sondern alles auf Mass gefertigt. Beim Bau der Talstation beispielsweise musste aufgrund der örtlichen Begebenheiten durch den Felsen und Gletscherablagerungen eine fast 25 m tiefe Baugrube ausgehoben werden – für die Bauherrschaft jedoch keine Überraschung, wusste man doch um die Relevanz der Baugrundsicherung auf dem Areal.

Phase 2: Verbau der elektromechanischen Bahntechnik

Im Mai 2022 startet Phase 2 auf der Baustelle. Die Arbeiten in dieser Phase umfassen alle notwendigen Betonarbeiten und das Aufstellen der Tragkonstruktionen für die Aufnahme der elektronischen Bauteile. Doch auch im Frühling werden die Arbeiten nicht unbedingt einfacher: Das Wetter ist und bleibt eine Herausforderung. Erst nach Abschluss von Phase zwei, wenn auch drinnen/im Innern gearbeitet werden kann, wird die Arbeit auf der Baustelle für die Beteiligten etwas angenehmer. 

In Phase 2 wird zudem das «Herzstück» der neuen 3S Bahn verbaut: die Elektromechanik. Sobald alle entsprechenden Bauteile installiert sind, können die Arbeiter die eigentliche Bahntechnik montieren. Auch die Anzahl Arbeiter auf der Baustelle nimmt in dieser Phase zu, wenn der Bahnbauer Leitner mit seinem Team auffährt. Mit rund 70 Personen wird die maximale Personenzahl im Bauteam erreicht werden.

Phase 3 – Holzbau Talstation und Bergstation

Bis im Herbst 2022 sollen die Berg- und die Talstation nahezu fertiggestellt sein. Falls es durch die extreme Witterung keine weitere Verzögerung gibt, kann bereits im Sommer 2022 mit der Einhausung der beiden Stationen begonnen werden. Dazu zählen auch die Arbeiten für den Strom und die sanitären Anlagen. Auch wenn die Aufgaben in Phase 3 deutlich einfacher sind als in den vorangehenden Bauetappen, wird noch mit Absturzsicherungen und Fangnetzen gearbeitet – Sicherheit geht in jedem Fall vor.

In der dritten Phase werden zudem die rund 45 Photovoltaik-Panels verbaut, die zukünftig für einen grossen Teil der Stromversorgung in der Bergstation sorgen werden. Damit umwelttechnisch alles seine Richtigkeit hat, wird die Baustelle regelmässig von einer Umweltbaubegleitung kontrolliert. Brennbares Material und Flüssigkeiten, wie Fette oder Öle, werden in Berichten rapportiert und sicher abtransportiert. 

Phase 4 – Montage Seilzug

Der Seilzug für den neuen «Matterhorn Glacier Ride ll» wird in Phase 4 montiert. Terminlich wird das im Winter 2022/23 der Fall sein, wenn weniger Betrieb auf dem Gletscher herrscht und damit weniger Sicherungsarbeiten notwendig sind. Pro Seil wird die Montage ca. 4 Wochen dauern. Auch wenn sich die Seile bereits auf Platz befinden, muss mit einer Gesamtmontagedauer von rund 20 Wochen gerechnet werden. 

Die Montage der Seile ist schwierig. Das hohe Gewicht sowie die Sicherungs- und Vorbereitungsarbeiten sind aufwendig. Anton Lauber: «Auch wenn das eigentliche Einziehen eines Seils nur eine Woche dauert, sind diese flankierenden Arbeiten ein echter Knochenjob. » Für die Ausführung der Montage befinden sich sechs bis acht Spezialisten vor Ort.

Phase 5 – Kabinen und Inbetriebnahme, Finish der Baustelle und Abnahme

Im Frühling 2023 soll es dann so weit sein: Der «Matterhorn Glacier Ride ll» kann feierlich eröffnen und seinen Betrieb aufnehmen. Passagiere aus aller Welt können dann einfach von Zermatt nach Cervinia, also zwischen der Schweiz und Italien hin- und herreisen, ohne dabei auf ein anderes Fortbewegungsmittel als die Seilbahn ausweichen zu müssen.

Letzte Hürde nach den eigentlichen Abschlussarbeiten ist die Kontrolle des Bundesamts für Verkehr BAV. Damit wird alles Bauliche, Elektrische und Mechanische während sieben bis zehn Tagen akribisch einer finalen Abnahme unterzogen. Dank interner Protokolle und erfolgter Testfahrten dürfte der finale Segen jedoch eine reine Formsache sein.

Einen Vorgeschmack auf die spektakuläre Fahrt im Matterhorn Glacier Ride II gibt es bereits jetzt auf der Webseite rund um das Matterhorn Alpine Crossing: www.matterhornparadise.ch/alpine-crossing 





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