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seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2009-01-28

Mehr Ertrag am Berg

Um mehr Ertrag zu generieren, bieten Bergbahnen immer mehr Sport- und Shopping-Erlebnisse. Am besten verdienen die Bahnen mit integrierten Geschäftsmodellen.

Robert Wildi / htr hotel revue

Schnee gut, alles gut – die Seilbahn-Betreiber scheinen mit den Wettergöttern einen Pakt geschlossen zu haben. Kaum ein Sessel, eine Gondel oder ein Bügel fährt dieser Tage unbemannt nach oben – die Betriebe melden fast durchs Band hervorragende Verkehrserträge. Sind die Leute einmal am Berg, kann man sie neben Skipisten, Boarder-Parks und Bergrestaurant-Terrassen mit allerlei weiteren Dienstleistungen unterhalten und zur Kasse bitten. Nebengeschäfte boomen, wie fast alle Bergbahn-Unternehmen bestätigen. Deshalb werden sie von den Betrieben nach Möglichkeit ausgebaut.

Steigende Mieteinnahmen mit Schlitten und anderen Gefährten
Ein Renner ist in diesem Winter zum Beispiel das Schlitteln. Ob in Gstaad, Wildhaus, Falera, Saas-Fee, Engelberg, Lenzerheide oder vielen weiteren Wintersportgebieten: Die Bergbahnen können heuer überdurchschnittlich viele Schlitten vermieten und profitieren damit obendrein von zusätzlichen Frequenzen. In Saas-Fee wurde bereits vor Jahren der Berg Hannig zum reinen Wander- und Schlittelberg erklärt. Die einst defizitäre Hannigbahn, welche in den 90er-Jahren von den Bergbahnen Saas-Fee gekauft wurde, trägt heute vor allem dank der Schlittelbahn mit einem Reingewinn von rund 200000 Franken zum Ergebnis der Muttergesellschaft bei. Einen finanziellen Zustupf im sechsstelligen Bereich verdienen sich mit der Vermietung von Schlitten allein in der Wintersaison etwa auch die Lenzerheide Bergbahnen.

Den Berg hinunter kommen Ski- und Snowboard-Muffel aber nicht nur auf zwei Kufen. Immer offensiver betreiben die Bergbahnen deshalb auch ein Vermietgeschäft von allerlei weiteren Schneesportgeräten, wie etwa Skibobs oder Snowdisks. Im Sommer werden die so genannten Monster-Bikes oder -Trottis immer beliebter. Auch Rodelbahnen sichern den Bergbahnen in der warmen Jahreszeit Zusatzeinnahmen.

Die Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) zum Beispiel verdienen im Sommer mit Rodelbahn, Bike-Vermietung usw. rund 150000 Franken. Das Schlitteln im Winter bringt den BDG gemäss Direktor Armon Cantieni noch einiges mehr ein. «Die aktuelle Entwicklung der Nachfrage deutet für die kommenden Jahre auf weitere Einnahmesteigerungen in diesem Segment hin.» Um den Berg noch attraktiver zu gestalten, setzten die BDG auch auf Zusatzangebote, wie etwa Adventure-Park, Iglu-Dorf, Streichelzoo oder Meteopfad.

Die Vermietung von Schlitten und Schneesportgeräten sowie die Kreation von Attraktionen am Berg sind eine Möglichkeit für Nebenverdienste der Bergbahnbetriebe. Noch deutlich lukrativer ist die Diversifikation in andere Dienstleistungssektoren. Führend beim Erwirtschaften von Zusatzerträgen am Berg sind deshalb integrierte Seilbahngesellschaften, wie die Titlis Rotair AG. Sie ist zum Beispiel in das Vermietungsgeschäft für Ski vorgestossen und besitzt Immobilien, in denen sie Ladenflächen vermietet. Die Einnahmen aus Mieterträgen beliefen sich gemäss dem stellvertretenden Marketingleiter Peter Reinle im letzten Jahr auf rund 1,2 Mio. Franken. Aus dem Vermietungsgeschäft kommen nochmals rund eine halbe Million dazu.

Noch höhere Erträge aus Nebengeschäften fliessen in die Kassen der Jungfraubahnen. Mit eigenen Souvenirshops setzte das grösste Schweizer Bergbahnunternehmen im Jahr 2007 gegen 3,3 Mio. Franken um. Als Aktionärin und Teilhaberin von Intersport Rent Network mit 13 Sportgeschäften in der Jungfrauregion erwirtschaftete der Betrieb sogar einen weiteren Zusatzerlös 3,5 Mio. Franken. Solche Einkünfte machen Lust auf mehr. Vom neuen Angebot «First Flieger» erhoffen sich die Jungfraubahnen weitere Mehreinnahmen von einer halben Million Franken im ersten Betriebsjahr. Als ganz spezielles Nebengeschäft betreibt die börsenkotierte Gesellschaft schliesslich ein eigenes Wasserkraftwerk im Lütschental und setzte mit diesem 2007 sogar über 6 Mio. Franken um.

Modell der Weissen Arena macht Schule
Mit solchen Zahlen mithalten kann einzig noch die Weisse Arena AG in Flims/Laax, die heute aber nicht mehr als eigentliche Bergbahngesellschaft, sondern als touristische Gesamtdienstleisterin agiert. Die Bergbahnen und Gastrobetriebe sind dabei zwei von insgesamt fünf voll integrierten Tochtergesellschaften. Daneben erwirtschaftete das Unternehmen mit dem Verkauf und der Vermietung von Wintersportartikeln sowie dem Betrieb der lokalen Ski- und Snowboardschule im letzten Geschäftsjahr total über 12 Mio. Franken.

Das integrierte Geschäftsmodell der Weissen Arena AG ist in der nationalen Bergbahn-Branche noch einzigartig, findet aber immer mehr Nachahmer. Die Lenzerheide Bergbahnen wollen im Rahmen des geplanten Neubaus einer grösseren Talstation zusätzliche Dienstleistungen anbieten, wie Sprecherin Susanne Jörger ankündigt. Und auch in Gstaad prüft BDG-Direktor Armon Cantieni die Integration von Sportgeschäften im Franchising-Modell zwecks eigener Skivermietung. Bergbahnen entdecken neue Dienstleistungen – sie steigern die Zusatzeinnahmen.

© htr hotel revue

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