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seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2024-03-19

Wintersport-Arena Sauerland: Saisontage in den meisten Skigebieten unterdurchschnittlich

Milde Temperaturen, Niederschlag und Wind ließen Schnee wiederholt schmelzen

Dass eine Hauptsaison ausfällt, kommt häufig vor. Dass aber Weihnachtsferien wie auch Krokusferien nur ein kleines Grundangebot vorweisen konnten, ist außergewöhnlich. Dies lag nicht allein an den milden Temperaturen, sondern vor allen Dingen an starken Niederschlägen und Wind. Was den Wäldern und der gesamten Natur gut getan hat, schadet den Schneedecken auf den Pisten sehr.

Ski alpin
Die Saison begann am 29. November auf Basis von Naturschnee im Skigebiet Hohe Bracht bei Lennestadt. Nur zwei Tage später folgte das Skiliftkarussell Winterberg mit zunächst drei Liften. Dank frostig kalter Temperaturen und ergiebiger Schneeproduktion liefen am zweiten Adventswochenende 23 Ski- und Rodellifte in zehn Skigebieten. Bis eine Woche vor Weihnachten, erreichte das Angebot mit 33 Liften in dann allerdings nur noch fünf beschneiten Skigebieten einen vorläufigen Höhepunkt. Das für das Mittelgebirge so typische „Weihnachtstauwetter“ reduzierte das Angebot kontinuierlich.

Die zweite Januarwoche brachte die ersehnte für eine erneute Grundbeschneiung benötigte Kälte. Aus dem bis auf 6 Lifte zusammengeschrumpften Angebot wurden innerhalb von vier Tagen 63. Das umfangreichste Angebot stand am dritten Januarwochenende mit 93 Liften bereit. Über die 18 in der Wintersport-Arena Sauerland gemeldeten Skigebiete hinaus waren an diesem sonnigen und schneereichen Wochenende weitere kleine Skigebiete bis in die mittleren Lagen hinein geöffnet.

Dank technischer Beschneiung konnten die Liftbetreiber ihren Gästen eine durchgehende Saison anbieten. Bis Ostern wird die Saisondauer bis auf 123 Tage steigen. Dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Betriebstage der allermeisten Lifte deutlich geringer sind. So melden beschneite Skigebiete in den Hochlagen 40 bis 70 Tage, Skigebiete mit wenig oder ohne Beschneiung in den mittleren Lagen 5 bis 10 Tage. Diese Werte liegen unter dem Durchschnitt der zurückliegenden 20 Jahre.
 
Ski nordisch
Aufgrund der ergiebigen Schneefälle konnten auch die Langläufer früh in der Saison durchstarten. Die ersten Loipen zogen die Mitglieder des Skiclubs Girkhausen im Loipenskigebiet auf der Steinert am 28. November. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte das Angebot mit 159 Loipenkilometern in neun Loipenskigebieten in der ersten Dezemberwoche – bevor das Tauwetter die Langlaufangebote innerhalb nur einer Woche wieder dahinschmelzen ließ. Die starken Schneefälle im Januar sorgten dafür, dass zwölf Loipenskigebiete ihre Spurgeräte ausschwärmen ließen und in der Spitze 281 Kilometer Loipen (21. Jan.) zogen. Auf maximal 20 Saisontage brachten es die auf Naturschnee angewiesenen Langlaufgebiete. Lediglich das beschneite Skilanglaufzentrum Westfeld brachte es auf 34 Tage. Der letzte Saisontag dort war der 21. Februar.

Wetter
Vier Monate mit Auf und Abs liegt hinter den Skigebieten der Region. Trotz des mildesten Februars seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war der Gesamtwinter „nur“ der viertmildeste der zurückliegenden 20 Jahre, nach 2006/07, 2013/14 und 2019/20. Zwei tiefkalte und schneereiche Phasen von jeweils zwei Wochen sorgten für einen gewissen Ausgleich. Strenger Frost mit Temperaturen von teils unter minus 10 Grad bis in die Täler hinein machte ergiebige Schneeproduktion möglich, wurde jedoch recht schnell abgelöst durch eine milde, nasse und windige Phase. An 18 Tagen betrug die Naturschneedecke auf den Bergen die zum Skifahren mindestens erforderlichen 20 Zentimeter. Die Aufzeichnungen weisen 26 Eistage aus, seit 2001 gab es nur drei Winter mit noch weniger Tagen mit Dauerfrost.

Das jedoch ist das Prinzip der Beschneiung: Kalte Phasen nutzen, um klares Wasser fein zu zerstäuben und an der kalten Luft zu Schneekristallen gefrieren zu lassen und damit milde Phasen überbrücken zu können. Da sich der so produzierte Schnee oftmals wochenlang hält, hat dies in dem zurückliegenden schwierigen Winter hat dies selbst in den Skigebieten mittlerer Größe über drei bis vier Wochen hinweg funktioniert. Um ein beschneites Skigebiet wirtschaftlich betreiben zu können, legt der Masterplan einen Wert von rund 80 Tagen im Durchschnitt der Jahre zugrunde.

Über die beiden Winterphasen hinaus war es ein milder bis sehr milder Winter. So verliefen die Weihnachtsferien und auch der Februar, zum Leidwesen der Wintersportler die beiden wichtigsten Phasen, überwiegend frei von Frost und Naturschnee.  
 
Investitionen
Mit der größten Investition in der Skigebietsgeschichte startete das Skikarussell Altastenberg in die neue Saison. Wintersport hat Zukunft, dazu bekannten sich die Betreiber und investierten rund 4 Millionen Euro. Nach zwei Jahren Planungs- und drei Monaten Bauzeit nahm im Skikarussell Altastenberg die neue Kapellenbahn ihren Betrieb auf. Fertigstellung war pünktlich zu Weihnachten. Nach erfolgreicher Schneeproduktion durften am 12. Januar die ersten Gäste Bahn und 700 Meter lange, optimierte Familienabfahrt erstmals testen. Zu Lift und Abfahrt bekamen die Betreiber ausschließlich positive Rückmeldungen. Bereits in den vergangenen Jahren hatten sie durch verschiedene Maßnahmen die Verbesserung der Schneesicherheit geschaffen. So konnten sie in dem doch schwierigen Winter vergleichsweise lange öffnen. Der 21. Februar war der letzte Betriebstag.
 
Nachfrage- und Besucherlenkung
Die zurückliegende Saison zeigt, wie wichtig die Kanalisierungsfunktion der Skigebiete ist. Schnee, kalte, klare Luft und Sonne locken Schneetouristen aus den umliegenden Ballungsgebieten in großer Zahl in die Wintersportregion. Solche Wochenenden gibt es in einem Winter immer nur sehr wenige. In der zurückliegenden Saison war es nur eines. Mit Schnee bis in die Tieflagen waren der 20. und 21. Januar eines am stärksten besuchten Wochenenden der vergangenen Jahre.

Wichtig ist an solchen Wochenenden, dass die Region ein umfangreiches Gesamtangebot bereitstellt. Gerade die kleinen Skigebiete sind in solchen Zeiten wichtig, um dem großen Bedarf an Schneeerlebnissen gerecht werden zu können. Dies ist eine der wesentlichen Aufgaben der Wintersport-Arena Sauerland: Das Gesamtangebot in der Region verbreitet bekannt zu machen und darauf hinzuweisen, dass es nicht nur im Kerngebiet gute Wintersportmöglichkeiten gibt.

Weiterhin weisen Wintersport-Arena Sauerland und die großen Skigebiete auf Angebote außerhalb der stark besuchten Wochenenden hin. Sowohl während der Woche als auch in der Nachsaison sind die Skigebiete deutlich weniger besucht. Auch hier zeigt sich der Wert der technischen Beschneiung, die eine durchgehende Saison von Dezember bis März ermöglicht, was ein Ausweichen überhaupt erst möglich macht.

Die Skigebiete haben weitere Maßnahmen geschaffen wie den Winterberger Skibus. Dieser hatte in der zurückliegenden Saison zwar weniger Einsatztage, aber laut Busunternehmer eine höhere Fahrgastauslastung. Auch die Skigebiete bestätigen eine gestiegene Nachfrage vonseiten der Gäste. Mit der Wintersport-Arena Card (gültig in sieben Skigebieten) ist der Skibus gratis nutzbar. Zudem hatte bereits vor zwei Jahren das Skiliftkarussell Winterberg seine Ein- und Zweitagestickets zur Nutzung in den umliegenden Skigebieten geöffnet und die Skibusnutzung inkludiert. Ziel ist, den Gästen die Vielfalt der Skigebiete in der Region vor Augen zu führen und einen Ausgleich in stark besuchten Zeiten anzubieten. Aufgrund der positiven Entwicklung planen die Verantwortlichen eine Ausweitung des Systems.
 
Verkehrslenkung
Die Nachfrage zu lenken und den Verkehr zu regulieren, ist die Aufgabe des Projekts  AIR (AI-basierter Recommender für nachhaltigen Tourismus). In einem bundesweiten Verbund von Destinationspraktikernund Forschungspartnern, wird mittel KI ein digitales Besuchermanagement geschaffen. Es soll Besucherfrühzeitig mit geeigneten Informationen über die zu erwartende Auslastung am gewünschten Ziel versorgen und auf Ausweichangebote aufmerksam machen. Die Messstationen an 13 Parkflächen wurden im Vorwinter installiert.

Rechtzeitig vor Beginn der zurückliegenden Saison konnte der erste Prototyp zur Prognose der Parkplatzauslastung veröffentlicht werden. Dieser berechnet zurzeit auf Basis der Messungen die zu erwartende Auslastung in den nächsten 48 Stunden. Die ermittelten Ergebnisse wurden und werden fortlaufend geprüft, mit der realen Situation verglichen und die Parameter angepasst. Bis zum nächsten Winter ist vorgesehen diese Prognose mithilfe von weiteren externen Daten zu verbessern und auf vier Tage auszuweiten und schließlich in möglichst vielen Hotels, Tourist-Informationen und auf Webseiten zu verbreiten.
 
Jugendförderung
Einen Tag im Schnee mit der gesamten Klasse hat die Wintersport-Arena Sauerland drei Schulen gratis zur Verfügung gestellt. Die Aktion wurde bekannt gegeben in den Sozialen Medien. Die ersten drei Lehrer, die sich meldeten, sollten die Pakete bekommen. Innerhalb kürzester Zeit waren sie vergeben. Im Anschluss an die Hauptsaison, Ende Februar, fanden die Termine statt. Dank professioneller Anleitung waren selbst Anfänger/innen schon vormittags in der Lage eine komplette Abfahrt zu selbständig zu absolvieren.

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