seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2021-11-30

Covid – 19 erfordert Felxibilität der Bündner Bergbahnen

Die Generalversammlung von Bergbahnen Graubünden (BBGR) in Arosa eröffnet die Wintersaison für die Bergbahnbranche

Präsident Martin Hug rief die Unternehmungen an der Generalversammlung von Bergbahnen  Graubünden (BBGR) in Arosa auf, sich für verschiedene Covid-Szenarien zu wappnen. Grau bünden habe mit der Strategie der kontrollierten Öffnung einen Erfolgsausweis, der hoffentlich  auch diesen Winter zum Zuge komme.

Die Bündner Corona-Strategie für den Tourismus besteht aus Schutzkonzepten, der Testof fensive in Betrieben und Impfen. Die Bergbahnen waren bei den Betriebstestungen für den  Kanton die Partner der ersten Stunde. Bergbahnen Graubünden (BBGR) hat nach dem letzten  Winter die Bündner Strategie mit der Lockdown-Strategie im Tirol und Südtirol verglichen.  Dabei wurde ersichtlich, dass die ausgewogene Bündner Strategie der kontrollierten Öffnung  einen volkswirtschaftlichen Schaden von 1 Mrd. Franken zu verhindern vermochte. Auch aus  gesundheitlicher Sicht war die Strategie zielorientiert: die Inzidenzen lagen 20 Prozent unter  dem Tirol und es gab 38 Prozent weniger Schneesportunfälle. Martin Hug motivierte die ver sammelten Bergbahnunternehmen, agil zu bleiben und in Szenarien zu denken. BBGR bemühe  sich, die Interessen der Branche proaktiv in der kantonalen Politik einzubringen und auch ent sprechende Umsetzungsregeln vorzuschlagen. Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz  (SBS), bestätigte diese Position auch in den aktuellen Verhandlungen des nationalen Verbandes  mit dem Bund.

Schutzkonzept Graubünden wird begrüsst  

Bergbahnen Graubünden (BBGR) begrüsst das gestern vorgestellte Schutzkonzept des Kantons  Graubünden für den nächsten Winter. Präsident Martin Hug: „Nach den intensiven Vorarbeiten  und dem guten Buchungsstand gilt es, volkswirtschaftlichen Schaden und die Gefährdung von  Existenzen abzuwenden.“ Wie das auch bei steigenden Infektionszahlen funktioniere, hätten der Tourismus und die Behörden in Graubünden letzten Winter gezeigt. Die Bergbahnen in  Graubünden seien der Motor des Wintertourismus und nach den erfolgreichen Erkenntnissen  der letzten Saison nochmals bereit, ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. Ziel  müsse sein, eine Überbelastung des Gesundheitssystems zu verhindern und gleichzeitig einen  Wintertourismus zu ermöglichen.

Schneesport ist Schweizer Kulturgut  

Rund drei Viertel der Bündner Bergbahn-Gäste im vergangenen Winter waren Schweizer:innen.  Sie haben laut Martin Hug gezeigt, dass Schneesport in der Schweiz ein emotionales Kulturgut  ist. Gerade auch in der Coronakrise sei das Naturerlebnis, die Bewegung an der frischen Luft  und die Abwechslung zum Alltag notwendiger Balsam für die Seele. Covid-19 sei gemäss wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Innenraum-Pandemie. Zudem hätten die Bergbahnen im  letzten Winter sehr umfangreiche Schutzkonzepte erfolgreich umgesetzt. Deshalb fordert  BBGR vom Bund weiterhin die Gleichstellung mit dem öffentlichen Verkehr (öV). Martin Hug:  „Die 3G-Regel darf erst zur Anwendung kommen, wenn sonst ein Lockdown droht“. Die Schneesportaktivitäten finden draussen statt und für geschlossene Transportkabinen müssten  die gleichen Regeln wie im öV gelten. Zumal die Fahrten mit der Bergbahn meist weniger als  15 Minuten dauerten. Es sei nicht nachvollziehbar, wenn Langlaufsportler:innen ohne 3G  dichtgedrängt im Bus anreisen, Schneesportler am Berg jedoch Zertifikate benötigen. Von wirtschaftlichen Beschränkungen und Ungleichbehandlungen sei abzusehen, sofern dem nationa len Gesundheitssystem nicht eine Überlastung drohe. 

Gleich lange Spiesse in der Raumplanung  

Die laufende Revision des Raumplanungsgesetzes (RPG2) thematisiert das Bauen ausserhalb  der Bauzone und betrifft deshalb auch die Bündner Bergbahnunternehmen. Für diese sind da bei drei Elemente relevant: das Stabilisierungsziel will die Anzahl Gebäude und die Bodenver siegelung limitieren. Mit der Abbruchprämie soll der Abbruch ohne Ersatzneubauten belohnt  werden. Der Planungs- und Kompensationsansatz möchte die innovative touristische Nutzung  in einem Gebiet zulassen, wenn diese in einem andern Gebiet kompensiert wird. Gemäss Re gierungsrat Marcus Caduff lehnt die Regierung nicht die Elemente, aber die zu komplizierten  Bestimmungen des Stabilisierungszieles sowie des Planungs- und Kompensationsansatzes ab.  Bei der Abbruchprämie müsse sich der Bund zudem stärker an der Finanzierung beteiligen.  Insgesamt fordert Regierungsrat Marcus Caduff den Bund auf, bei der Revision des Raumpla nungsgesetzes für gleich lange Spiesse zwischen Tourismus und Berglandwirtschaft sowie In dustriezonen und der Landwirtschaft in der Fläche zu sorgen. Marcus Caduff: „In den normalen  Industriezonen gibt es eine Baubewilligung, weil die Baute oder Anlage zonenkonform ist. Bei  gleichen Voraussetzungen soll dies auch für touristische Bauten und Anlagen ausserhalb der  Bauzone möglich sein.“ Freizeit- oder Tourismuszonen und solche entlang nutzungsplane risch festgelegten Wegen seien deshalb vom Stabilisierungsziel sowie vom Planungs- und  Kompensationsansatz auszunehmen, erklärte der Bündner Volkswirtschaftsdirektor. 

Bergbahnen fördern Ganzjahreskarte  

Bergbahnen Graubünden (BBGR) hat im Frühjahr 2020 den SnowPass für den Winter durch das  Jahresabo graubündenCARD ersetzt. Wegen der Pandemie brach der Verkauf der Erstausgabe  um 21 Prozent ein. Die aktuellen Verkaufszahlen haben gemäss BBGR-Geschäftsführer Marcus  Gschwend das frühere Niveau des SnowPass aber fast wieder erreicht und bestärken Bergbahnen Graubünden in der Strategie, die Ganzjährigkeit zu fördern. Dank der Zusammenarbeit  mit dem Kanton und der Graubündner Kantonalbank konnte die #gkb2020-Jubiläumsaktion  realisiert werden, welche die positive Entwicklung ebenfalls unterstützte. Zweidrittel der Jah reskarten werden in Graubünden und dort mehrheitlich im Bündner Rheintal verkauft. Vor al lem in der Ostschweiz soll künftig mit der graubündenCARD noch weiteres Potential erschlos sen werden.

In den Winter gestartet  

Als eines der ersten Nicht-Gletscher-Skigebiete der Alpen konnte die Diavolezza dank Snow farming und Beschneiung den Skibetrieb bereits am 16. Oktober aufnehmen. Die Schneefälle  und Temperaturen in den letzten Wochen ermöglichten die technische Beschneiung, sodass  Arosa-Lenzerheide, Davos Parsenn und Jakobshorn, Laax und die Skiarena Andermatt-Sedrun bereits Teile ihrer Skigebiete öffneten. An diesem Wochenende starten mit Samnaun – leider  aus bekannten Gründen zurzeit noch ohne Ischgl –, der Corviglia und dem Corvatsch nun drei  weitere bedeutende Skigebiete in die Wintersaison. Die restlichen Skigebiete werden in den  nächsten Wochen folgen.

Vorstandsmitglieder bestätigt  

Im Vorstand wurden Mario Davatz für die Kleinen und Mittleren Betriebe (KMS-GR) bzw. die  Region Mitte sowie Vidal Schertenleib für die Region Davos für eine weitere Amtsperiode be stätigt. Mario Davatz ist Direktor der Bergbahnen Grüsch-Danusa AG. Vidal Schertenleib ist Verwaltungsrat und Bereichsleiter der Davos Klosters Bergbahnen AG. Die übrigen Vorstands mitglieder sind Präsident Martin Hug (Inhaber und Geschäftsführer enmira GmbH, Gemeinde präsident Flims), Vize-Präsident Philipp Holenstein (CEO Arosa Bergbahnen AG), Markus Good  (Geschäftsführer Bergbahnen Obersaxen-Mundaun) und Markus Moser (CEO Corvatsch AG &  Diavolezza Lagalb AG). Die Jahresrechnung von Bergbahnen Graubünden wurde mit einem  kleinen Defizit von Fr. 11’000 abgeschlossen. Dabei berücksichtigt wurden Ausgaben von Fr. 90’000 für die #gkb2020-Jubiläumsaktion, welche für die Bergbahnunternehmen einen  Benefit von Fr. 700’000 generierten. Die Rückstellungen von Fr. 160’000 wurden im Geschäfts jahr nicht benötigt. 

Nachwuchsförderung mit der Generation Z  

Die Rekrutierung von Fachkräften gestaltet sich im Tourismus für diesen Winter ausseror dentlich schwierig. Und zwar nicht nur auf dem Berg, sondern auch im Tal. Darum holten sich  die Teilnehmenden der Generalversammlung bereits am Vorabend Tipps, wie die Generation  Z mit den Jahrgängen 1997 bis 2010 für die Branche zu begeistern ist. Michèle Ségouin und  Fabian Gerber von Breiterbildung betonten, dass die Jugendlichen eine gemeinsam festgelegte  Struktur und konstruktive Rückmeldungen bräuchten. Ebenso gefragt seien Abwechslung,  spielerisches und digitales Lernen sowie die Vermittlung der Sinnhaftigkeit der Aufgaben. Die  Ausbildenden seien damit mehr Helfende und nicht Leitende. Ausbildung brauche im Unter nehmen einen hohen Stellenwert und Ressourcen, um auf die Bedürfnisse der Jugendlichen  einzugehen.
(Kasten) 

Zahlen und Fakten aus dem Jahresbericht

Im aktuellen Jahresbericht blickt der Verband Bergbahnen Graubünden (BBGR) auf den letzten  Coronawinter 2020/21 und den Coronasommer 2020 zurück. Im Sommer konnten mit der  nahen Sommerfrische in den Bergen viele neue und vermehrt auch jüngere Gäste in Graubün den begrüsst werden. Trotzdem stammen nur 8,1 Prozent des Verkehrsertrages aus dem Som mer. Das Wintergeschäft finanziert damit die strategische Zielsetzung „Stärkung des Som mers“. Die Bündner Bergbahnen investierten in den letzten zehn Jahren vor der Coronakrise  im Durchschnitt 115 Mio. jährlich. 2019/20 waren es gar 130,2 Mio. Trotz der erschwerenden Coronabedingungen konnten im letzten Geschäftsjahr die meisten Bergbahnen zwar die be trieblichen Kosten decken. Mit 25 Prozent Abschreibungen/Rückstellungen ist die Branche  sehr investitionsintensiv. Während die betrieblichen Erträge Pandemie-bedingt stagnierten oder zurückgingen, nahmen die Aufwände zu. Die betriebsnotwendigen Investitionen und Ab schreibungen sind deswegen gefährdet. Gemäss Präsident Martin Hug braucht es zusätzliche  Impuls- und Anschubprogramme durch Bund und Kanton. Nur so bleibe der Wertschöpfungs motor Bergbahnen international konkurrenzfähig. 2019/20 boten die Bergbahnen in Grau bünden 4’373 Jobs im Winter und 1’538 im Sommer an. Sie beförderten 6,8 Mio. Gäste und  machten einen Transportumsatz von 207 Mio. 72,9 Prozent werden dabei von sieben grossennUnternehmen erwirtschaftet. 19,8 Prozent von 11 mittleren Unternehmen und 7,3 Prozent von  33 kleineren Unternehmen. 


Zurück
Fotos hinzufügen
Drucken
Email


Google Adsense