seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2023-03-10

Steirisches "Liftlerseminar" mit positivem Ausblick

Die steirischen Seilbahn- und Schleppliftunternehmer trafen sich am 1. März 2023 zum "Gipfeltreffen" in Graz. Mit dabei waren prominente Ehrengäste und Expertenstimmen mit Neuigkeiten aus der Branche. Fazit: Die Saison war überraschend gut – jetzt gilt es, weiterhin positiv nach vorne zu blicken.

Voller Saal im Aiola im Schloss St. Veit: Nach der langen Corona-Zwangspause traf sich das "Who is who" der steirischen Seilbahnunternehmer endlich wieder live zum "Liftlerseminar". Nach einem schwungvollen Einstand durch das Quartetto Ornando begrüßte Fabrice Girardoni, Obmann der steirischen Seilbahnbetriebe in der WKO Steiermark, die zahlreich angereisten Unternehmerinnen und Unternehmer, Medienvertreter sowie eine ganze Riege an Ehrengästen, vom Vizepräsidenten des steirischen Skiverbands Karl Fischbacher und Obmann Fachgruppe Tourismus und Freizeitwirtschaft Johann Spreitzhofer bis hin zu Fachverbandsobmann Mag. Jürgen Roth und Motivationstrainer Oliver Dreier. "Uns geht es um Qualität, um die Förderung des Nachwuchses und darum, die Branche zukunftsfit zu halten", betonte Girardoni.

Respektable Saison 2022/23

Den konjunkturellen Rückblick auf die vergangene Skisaison fasste Fabrice Girardoni mit "respektabel" zusammen: "Wir sind anpassungsfähig, wir sind durchsetzungsstark. Auch wenn die Stimmung manchmal gedrückt war, sieht die Realität positiv aus." Besonders den witterungsbedingt oft gehörten "medialen Abgesang auf den Winter“ wies Girardoni bestimmt zurück: „Wir sind gut gerüstet." Und jetzt gehe es auch darum, gezielt in die Zukunft zu blicken, geschickt zu investieren und auch nachhaltiger zu werden. Er bedankte sich auch bei Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, für ihren bereits jahrelangen Einsatz für vor allem kleinere Skigebiete: "Diese Förderungsprogramme sind für uns von großer Bedeutung."

Seilbahnen als "Konjunkturstütze"

Karl-Heinz Dernoscheg, WKO-Steiermark-Direktor, blickte auf die vergangenen "Corona-Jahre" zurück und berichtete vom Einsatz der WKO für die Unternehmen. "Die Zeiten waren schwer", betonte er, "aber wir haben ‚reingehaut‘ und alles für unsere Mitglieder getan." Er betonte die Wichtigkeit der Seilbahn- und Schleppliftunternehmen für den steirischen Tourismus. Sie seien eine "Konjunkturstütze in turbulenten Zeiten." Er zitierte auch aus der aktuellen Konjunktur-Umfrage des IWS, die "eine gewisse Nachdenklichkeit" in sämtlichen Branchen ausweist. "Aber wir sind auf einem guten Weg", versicherte der Direktor. Als größte Herausforderung neben dem Krieg "in unserer Fast-Nachbarschaft" machte er den eklatanten Mangel als Arbeits- und Fachkräften aus. "Wir müssen alle attraktiver werden als Arbeitgeber", betonte er, zu hebende Potenziale machte er vor allem bei "Frauen, älteren Menschen und hochqualifizierten internationalen Fachkräften" aus.

Kein Schnee mehr?

Der Klimawandel und der merklich ausbleibende Schnee gehören ebenfalls zu den größeren Herausforderungen für die Branche. Ein Beispiel dafür sind die "Wimmerlifte" in Eggersdorf. Die Betreiber, Roswitha und Josef Wimmer, ihres Zeichens Liftler, Bauer und Bäuerin aus Herzblut und Überzeugung, hören nach 50 Jahren mit ihrem Skiliftbetrieb auf und nahmen beim Event die 50-Jahr-Urkunde entgegen. "Wenn das so weitergeht mit dem Wetter, sieht es für unsere Branche nicht gut aus", mahnte Josef Wimmer. Erst in den letzten zehn Jahren sei die Schneelage so schlecht geworden, dass der Betrieb nur mit Mühe aufrechtzuerhalten gewesen sei. Roswitha Wimmer ergänzte: "Davor war alles 40 Jahre lang wunderbar."

Energiewende mit Ideen aus der Wirtschaft

Eine Möglichkeit, wie man den CO2-Ausstoß senken und damit dem Klimawandel begegnen könne, zeigte Fachverbandsobmann Energiehandel Jürgen Roth in seinem Exkurs zum Thema E-Fuels. Die klimaneutral erzeugten, synthetischen Treibstoffe würden vor allem bei schwerem Gerät wie Pistenraupen sinnvoll sein, da Elektro-Mobilität dort an ihre Grenzen stoße. Außerdem, so der Energie-Experte, könne man mittels E-Fuels bestehende Infrastruktur einfach weiterverwenden. Dazu gehöre auch die Fahrzeug- und Geräteflotte der Skigebiete. Generell würde die Energiewende ohne Speicherungsmöglichkeit nicht zu schaffen sein, so Roth. Nur eine Kombination aus Elektro, E-Fuels und erneuerbar erzeugter Energie könne uns in eine klimaneutrale Zukunft bringen. "Die besten Ideen kommen dabei immer aus der Wirtschaft", betonte er. "E-Fuels sind gespeicherter Ökostrom. Europa ist und wird auch in Zukunft nicht energieautonom sein", erwähnte der Experte.

Mit Wasserstoff auf die Piste

Einen weiteren möglichen Meilenstein in klimafreundlicher Pisten-Infrastruktur präsentierte Andreas Muigg: die erste Pistenraupe mit Wasserstoff-Antrieb. Der Experte arbeitet bei Prinoth, ein Unternehmen der HTI Gruppe, die weltweit in den Geschäftsfeldern Seilförderanlagen, Pisten- und Ketten-Nutzfahrzeuge, urbane Transportsysteme und Windenergie tätig ist. Seit 2022 ist ein Prototyp des Wasserstoff-Geräts im Testbetrieb. Zwei Stunden lädt im Gerät eine Batterie, die als Pufferspeicher für die Wasserstoff-Energie fungiert. Auch den Husky, ein vollständig elektrisch betriebenes Pistengerät, präsentierte der Experte. Es hat bis zu 245 PS und hält drei Stunden bei voller Leistung durch. "Durch die geschickte Kombination verschiedener Technologien und die Befüllung der Geräte direkt im Skigebiet ist der Umstieg auf klimafreundlichen Betrieb möglich", betonte der Experte.

Immer positiv in der Zukunft blicken

Mut und Zuversicht spendete der abschließende Motivationsvortrag mit Gänsehaut von Oliver Dreier. Nach einem Motorradunfall verlor er seinen rechten Arm und seither meistert der Sportler sein "Leben mit Links". Er ist Weltmeister im Para-Triathlon, Para-Duathlon-Weltmeister und achtfacher Ironman-Finisher. "In Sekundenbruchteilen kann das Leben eine unerwartete Wende nehmen", sagt der Vortragende. "Umso wichtiger ist es, jeden Tag so zu leben, dass man am Abend zufrieden ins Bett steigt." Seine Grenzen stets neu auszuloten und das Leben zugleich in vollen Zügen genießen, sei das A & O im Leben. "Für nichts auf der Welt würde ich eine zweite Hand eintauschen", meint er, "denn genau dieses Erlebnis hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin."


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