Luftseilbahn von Stalden nach Törbel - Ein Projekt mit PotentialDie Gemeinde Törbel will ihr Dorf mit einer Luftseilbahn ab Stalden besser erschliessen. Das Projekt hat auch für die Gemeinde Stalden Vorteile und einen klaren Mehrwert. Das Bauvorhaben der Initianten ist nachvollziehbar. Die Strasse von Stalden nach Törbel ist steil und schmal. Die Fahrt mit dem Postauto dauert über 20 Minuten. Mit einer Seilbahn lässt sich die Reisedauer auf fünf Minuten reduzieren. Die Anbindung an das ÖV-Netz wird gestärkt, die Erreichbarkeit des Dorfes massgeblich verbessert. Das Fahrplanangebot lässt sich nach Bedarf flexibel gestalten. Eine neue Seilbahnverbindung ab dem Bahnhof Stalden ergänzt und stärkt dessen Bedeutung und Attraktivität als regionaler ÖV-Hub mit Anschlüssen an Eisenbahn, Bus und Luftseilbahn. Nebenprojekte zum Bau der Luftseilbahn Stalden – Törbel sind: Ausbau der Hochspannungsleitung von Swissgrid; Umbau der Hochspannungsleitung von Valgrid; Sanierung mit möglicher Aufstockung der Mehrzweckanlage. Die Realisierung eröffnet auch die Option einer zweiten Seilbahn-Etappe Törbel – Moos-fluh, was vor allem touristisch ganz neue Möglichkeiten bieten würde. 715 Höhenmeter in fünf Minuten Das Ingenieurbüro SPI (Schmidhalter Pfammatter Ingenieure) hat mit dem Architekturbüro AZ (Arnold Zurniwen Architekten) im Auftrag der Gemeinde Törbel und des Kantons (Dienststelle für Mobilität) die optimale Linienführung und mögliche Standorte von Tal- und Bergstation evaluiert. Als Bestvariante gilt bei der Talstation der Bahnhofplatz, die Bergstation käme süd-westlich des Sportplatzes zu stehen. Als bedürfnisgerecht empfiehlt sich eine Pendelbahn mit 25 Personen pro Kabine. Sie überwindet in fünf Minuten auf einer Länge von 1‘380 m über drei Stützen hinweg eine Höhendifferenz von 715 m. Im Normalfall verkehrt die Bahn in einem Rhythmus von 30 Minuten. Die Betriebszeiten lassen sich gemäss Nachfrage flexibel definieren. Das Perron-Niveau kommt barrierefrei zirka fünf Meter oberhalb des bestehenden Daches der Mehrzweckanlage zu stehen. Die Fassaden von Talstation und MZA wird man im Interesse einer Aufwertung des Dorfbildes harmonisieren. Die gesetzlichen Überfahrt-Abstände zu den bestehenden Gebäuden werden vollumfänglich eingehalten. Strassenklassierung unverändert Der Strassenverbindung Stalden – Törbel erwächst durch die Realisierung des Seilbahnprojektes kein Nachteil. Die Strecke bleibt als Kantonsstrasse (Klassierung: kantonale Nebenstrasse im Gebirge) definiert. Die auf der Projektliste des Kantons bestehenden Lose für Ausbauten und Sicherungsmassnahmen bleiben bestehen. Für die Erschliessung der Weiler auf der bestehenden Kantonsstrasse sind jeweils zwei Kurspaare am Morgen, Mittag und Abend vorgesehen. Die Busverbindungen Törbel – Moosalp bleiben erhalten. Finanzierung gesichert Die Vorstudie des Projektes rechnet auf der Preisbasis von April 2023 mit Kosten von 16.2 Millionen Franken. Die Finanzierung ist als FABI-Projekt (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur) gesichert, sofern der Bund (Parlament, bzw. Bundesamt für Verkehr) dem Vorhaben zustimmt. Die Hälfte der Kosten trägt der Bund mittels à-fonds-perdu-Beitrag. Zirka 35 Prozent übernimmt der Kanton als zinsloses, rückzahlbares Darlehen, 15 Prozent verbleiben für Dritte nach der gleichen Vorgabe. Für die Gemeinde Stalden ist, abgesehen von eventuellen Fassadenänderungen an der MZA und Platzerneuerungen, keine Finanzierungsbeteiligung notwendig. Die Kosten der Hochspannungs-Umleitung werden durch einen Verteilschlüssel des Projektes und der Swissgrid gedeckt. Die ungedeckten Betriebskosten werden durch die Abgeltung im öffentlichen Verkehr übernommen. Verfahren und Genehmigung Zusammen werden das Raumplanungsverfahren und das Plangenehmigungs-verfahren mehrere Jahre dauern. Der Zeitplan ist im Vorprojekt aufgegleist. Notwendige Bundesbeschlüsse stehen noch aus. Die Gespräche mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) laufen und werden weitergeführt werden. Weitere technische Abklärungen sind im Gange, ebenso Verhandlungen mit der Swissgrid bezüglich Umlegung der 220-kV-Leitung. Am 7. November 2023 fand in Stalden für die Betroffenen eine Vorinformation statt. Die Diskussion verlief respektvoll und engagiert. Am 8. November 2023 wurde Bevölkerung von Törbel, am 15. November 2023 jene von Stalden informiert. Fragen oder Bedenken betreffend Überfahrt, Geräuschemissionen und Sicherheit wurden offen angesprochen. Die vorgeschriebenen Abstände sind garantiert, der Bahnantrieb befindet sich in der Bergstation, die Stützen kommen auf dem Boden der Gemeinde Törbel zu stehen. Es wird neueste, geräuscharme Technologie verwendet. Im Dezember 2023 finden in Stalden wie Törbel Konsultativabstimmungen statt. Damit wollen die Gemeindebehörden abklären, wie die Bevölkerung zum Projekt steht und ob es überhaupt weiterverfolgt werden soll. Wird das Projekt weiterverfolgt, sollten die erforderlichen Raumplanungsarbeiten und die Vorbereitungen zu dessen Beschluss bis 2025 ausgeführt sein. Dieses Dossier bedarf einer Zustimmung der Urversammlungen. Ohne ein Ja in beiden Gemeinden wird das Projekt nicht realisiert. Andernfalls scheint ein Bau zwischen 2028 und 2032 als realistisch. Nachhaltige Vorteile Die Vormeinung der beiden Gemeinderäte ist positiv. Die Behörde von Stalden sieht im Projekt eine Stärkung des regionalen Zentrums im vorderen Vispertal als Ausgangs- und Knotenpunkt sowie als Dienstleistungs-, Bildungs- und Gesundheitsstandort. Die neue Bahn sorgt für mehr Bewegung, belebt die Vereine, stärkt den Zusammenhalt. Die Position des Bahnhofs Stalden gewinnt durch das Projekt an Bedeutung. Der Halbstundentakt bleibt gewährleistet. Das Projekt ist eine Investition in künftige Generationen, für die Öffentlicher Verkehr, Zugänglichkeit für ältere Menschen und Langsamverkehr eine immer grössere Rolle spielen.
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