Indien: Ära der urbanen Seilbahnen hat begonnen

Auf dem Seilbahn-Symposium im vergangenen Monat hatte Verkehrsminister Nitin Gadkari erklärt, dass mehr als 200 Projekte identifiziert worden seien.

Im Rahmen des Nationalen Seilbahn-Entwicklungsprogramms will die Regierung nicht nur schwierige, herausfordernde und sensible Gebiete, sondern auch verkehrsüberlastete städtische Gebiete erschließen, in denen konventionelle Nahverkehrssysteme nicht realisierbar sind.

Obwohl sie wirtschaftlich, schnell, umweltfreundlich und für schwierige Gelände geeignet sind, wurden Seilbahnen in Indien trotz dieser Faktoren bisher nicht ausgeschöpft.

Da der Fokus nun auf Seilbahnen gelegt wird, befinden sich mehrere Projekte in verschiedenen Stadien und mindestens acht davon sollen bis 2026 fertiggestellt sein.

Bei der Vorstellung des Haushaltsplans 2022-23 kündigte Finanzministerin Nirmala Sitharaman das Nationale Seilbahn-Entwicklungsprogramm im PPP-Modus an. Derzeit ist das Ministerium für Straßenverkehr und Autobahnen für die Entwicklung der Seilbahnen zuständig. Im vergangenen Monat hatte Verkehrsminister Nitin Gadkari erklärt, dass mehr als 200 Projekte im Wert von 1,25 Lakh Crore Rupien identifiziert worden seien. Es befinden sich mindestens 30 Projekte mit einer Gesamtlänge von 120 km in verschiedenen Projektstadien.

Indiens erstes städtisches Seilbahnprojekt entsteht in Varanasi, Uttar Pradesh. Dies wird auch das erste fertiggestellte Projekt im Rahmen des Programms sein. Die Seilbahn verbindet Varanasi Cantt mit dem geschäftigen und überfüllten Godowlia Chowk und ermöglicht Touristen, Pilgern und Einwohnern von Varanasi die einfache Fahrt zwischen dem Bahnhof und dem Kashi Vishwanath Tempel. Die Fahrzeit wird sich von derzeit 45 Minuten auf nur 16 Minuten verkürzen.

Im März 2023 legte der Premierminister den Grundstein für diese Personenseilbahn mit geschätzten Kosten von 650 Crore Rupien. Die Fertigstellung wird für März 2025 erwartet. Diese fast 4 km lange Strecke wird mit einer Einseilumlaufbahn mit 29 Stützen realisiert. Sie wird fünf Stationen haben.

Das nächste Projekt, das voraussichtlich im Dezember 2025 fertiggestellt sein wird, befindet sich in Haryana - von Kultajpur Village zum Dhosi-Hügel in Mahendragarh. Die Fahrt mit zwei Stationen im Abstand von knapp 900 Metern verkürzt die Reisezeit von derzeit einer Stunde auf nur drei Minuten. 

Im Januar 2026 soll die Seilbahn in Uttar Pradeshs Sangam fertiggestellt sein. Diese 2 km lange 2-Seil Umlaufbahn wird zwischen Shankar Viman Mandapam und Triveni Pushp in Prayagraj verkehren und täglich rund 30.000 Passagiere befördern. Derzeit dauert die Strecke zwischen den beiden Punkten 30 Minuten, mit der Seilbahn werden es nur noch sieben Minuten sein.

Bis Juli 2026 sollen drei Projekte, die alle Tempel anbinden, fertiggestellt sein. Eines entsteht für den Mahakaleshwar Jyotirlinga in Ujjain, ein weiteres für den Kamakhya-Tempel in Assam. Auch der Bijli Mahadev-Tempel in Himachal Pradesh soll bis Juli 2026 an das Seilbahnnetz angeschlossen werden.

Die Seilbahn für den Mahakaleshwar Jyotirlinga führt vom Bahnhof Ujjain zum Triveni Museum und zur Ganesh Colony und überbrückt dabei knapp 2 km. Die Einseil-Umlaufbahn ann etwa 65.000 Passagiere pro Tag befördern und die Reisezeit für Pilger von 20 Minuten auf nur sechs Minuten verkürzen.

Die Seilbahn in Assam verbindet den Kamakhya-Tempel mit dem Kamakhya-Bahnhof. Diese knapp 2 km lange Einseil-Umlaufbahn soll zur Entlastung der Straße zwischen den beiden Zielen beitragen. Sie kann mehr als 20.000 Passagiere pro Tag befördern.

Im Himachal Pradesh ist derzeit der einzige Weg zum Bijli Mahadev-Tempel eine Wanderung, was nicht für jeden machbar ist. Mit der neuen 2,5 km langen Seilbahn verkürzt sich die Reisezeit von über einer Stunde auf nur sieben Minuten. Die Einseil-Umlaufbahn startet im Naturpark in Mohal und bietet einen Panoramablick auf das Kullu-Tal.

Die Behörden planen, die Seilbahnverbindung Kathgodam-Hanuman-Garhi-Tempel in Nainital, Uttarakhand, bis September 2026 fertigzustellen. Diese 15 km lange Seilbahn wird sechs Stationen haben und täglich etwa 60.000 Passagiere befördern können.

Bis Dezember 2026 soll auch der Shankaracharya-Tempel in Srinagar an das Seilbahnnetz angeschlossen werden. Dadurch wird sich die Reisezeit von derzeit 30 Minuten auf nur noch fünf Minuten verkürzen. Die Seilbahn erleichtert nicht nur die Anreise, sondern bietet auch einen Panoramablick auf den Dal-See.

Weitere wichtige, jedoch etwas längerfristige Projekte sind die Seilbahnen Gaurikund-Kedarnath und Govind Ghat-Hemkund Sahib. Die Seilbahn Gaurikund-Kedarnath soll bis 2029 fertiggestellt sein und die Reisezeit von derzeit acht Stunden auf etwa 30 Minuten verkürzen. Die knapp 10 km lange Strecke wird über vier Stationen verfügen und 36.000 Passagiere pro Tag befördern können. Die Dreiseil-Gondelbahn wird die dringend benötigte letzte Meile Anbindung nach Kedarnath ermöglichen.

Die Seilbahnverbindung nach Hemkund Sahib soll die Reisezeit von Govind Ghat von derzeit drei Tagen auf nur drei Stunden verkürzen. Die für 2029 geplante, 12 km lange Seilbahn wird voraussichtlich 22.000 Passagiere pro Tag befördern können.

Der Ausbau von Seilbahnen hat in Indien großes Potenzial. Der Bau von Seilbahnen ist mit geringeren Landabnahme-Kosten verbunden und wirtschaftlicher als andere Verkehrsmittel.